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Das kleine Buch für Linkshänder

Höckers kleine Bibliothek

Autor: Jan Peter Wiborg Verlag: Verlag Wolfang Völker GmbH Auflage: 1. Auflage Erscheinungsjahr: 1988 Preis: – ISBN: 3-88117-452-4 Sprache: Deutsch

 

Inhaltsverzeichnis

Ich bin Linkshänder

Geschichte der Linkshändigkeit

Bedingungen für die Linkshändigkeit

Linkshändigkeit und Verhaltensstörungen

Berühmte Linkshänder

Sprichworte, Aberglauben

Linkshändigkeit und Schule

Extra für den Linkshänder

Was ist anders?

Was geht eigentlich „mit links“ – Abschlussgedanken

Register, Literatur, Adressen

 

Vorwort

Ich bin Linkshänder

Das wäre eigentlich gar nicht der Rede wert, wenn nicht mir und meinen „Artgenossen“ von dem Moment an, in dem unsere Andersartigkeit offensichtlich wird, permanent Schwierigkeiten gemacht würden. Mir eigentlich weniger, denn ich habe es der Aufgeschlossenheit und dem Wohlwollen meiner Grundschullehrerin zu verdanken, dass man mich mit der linken Hand schreiben ließ, während gleichaltrige Freunde auf anderen Schulen noch „umgestellt“ wurden, wie Millionen von linkshändigen Leidensgenossen zu allen Zeiten. Forscher nennen die Zwangsumstellung den „bedeutendsten unblutigen Eingriff in das Gehirn des Menschen“. In der Tat, der Zwang zur Rechtshändigkeit hat für viele „Pseudorechtshänder“ Folgen, wie Stottern oder Legasthenie. Andere, die von derart offensichtlichen Erscheinungen verschont bleiben, wissen nicht, dass sie etwa 30% ihrer Nervenkraft aufwenden müssen, um die geistige Vergewaltigung – nicht umsonst sprechen die Amerikaner von „Brain-Breaking“ – in den Griff zu bekommen.

Auch wer nicht zwangsweise umgestellt wurde und vorzugsweise seine linke Hand gebrauchen darf, stößt immer wieder an die Grenzen einer Gesellschaft, in der nahezu alles mit „rechten Dingen“ zugeht. Sogar manche berufe bleiben dem Linkshänder verschlossen, weil er mit dem entsprechenden Arbeitsgeräten nicht umgehen kann. Linkshänder haben darüber hinaus noch oft mit vielen Vorurteilen unwissender oder überheblicher Rechtshänder zu kämpfen, denen eigentlich klar sein sollte, dass man es keineswegs mit einer Handvoll von Sonderlingen zu tun hat, die sich partout nicht anpassen wollen. „Links“ steht nämlich als Synonym für „falsch“ oder „ungeschickt““ – „Rechts“ für „ge-recht“ und „richtig“. So ist es seit Jahrhunderten. Dieses Buch wurde mit der linken Hand, aber nicht „mit links“ geschrieben. Gedacht für jene, die sich oft „gelinkt“ fühlen, weil man ihnen ihre zwei „linken Hände“ vorwirft. Geschrieben für jene, die eigentlich gerne zuerst mit dem „linken Bein“ aufstehen würden, sich aber bisher immer noch nicht getraut haben.

Jan Peter Wiborg

 

Leseprobe

Extra für den Linkshänder In den letzten Jahren hat sich auch der Fachhandel auf die Bedürfnisse der Linkshänder eingestellt. Es ist verhältnismäßig einfach, die „Grundausstattung“ – also Füller, Schere, Lineal und Messer – preisgünstig zu erwerben. Dabei kommt den bisher existierenden Spezialläden für Linkshänder eine besondere Bedeutung zu. Sie haben sich nämlich auf die Konzeption und den Vertrieb von Linkshandprodukten spezialisiert. Zwar legen inzwischen auch große Industrieunternehmen Sonderserien auf und führen Scheren oder füllen für den Linkshänder, aber ein umfassendes Angebot findet man bisher nur in diesen speziellen Läden. Zur Entwicklung und Herstellung neuer Produkte gibt es Umfragen, in denen die potentiellen Käufer ihre Wünsche äußern. Dadurch können die Händler größere Stückzahlen in Auftrag geben, was wiederum kleinere Preise für die Linkshänder zur Folge hat (Adressen im Anhang).