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1.2 Entstehung der Seitenverhältnisse – (09/2014)

Eine eindeutige Ursache für die unterschiedliche Entwicklung der Händigkeit ist noch nicht entdeckt worden, jedoch sind viele Wissenschaftler bereits der Ansicht, dass diese angeboren ist. Das dafür verantwortliche Gen ist allerdings noch unbekannt.

Die Händigkeit ist bei den meisten Kindern schon ab dem zehnten bis 20. Lebensmonat zu erkennen, denn sie werden knifflige und anspruchsvolle Tätigkeiten immer mit der bevorzugten Hand erledigen und später mit ihr auch Malen und Schreiben lernen. ³

Um die Ausbildung der Händigkeit in unserem Gehirn (cerebrum) zu verstehen, muss der genaue Aufbau dessen zunächst erklärt werden. Unser Gehirn ist symmetrisch aufgebaut und teilt sich in eine linke und eine rechte Hemisphäre, welche durch eine kabelförmige Struktur, bestehend aus Nervenfasern, gekoppelt werden. Diese Verbindung wird auch als Balken (corpus callosum) bezeichnet.

Im menschlichen Gehirn sind die Hemisphären so verknüpft, dass aufgenommene Reize auf der einen Seite des Körpers, hauptsächlich auf der gegenüberliegenden Hemisphäre verarbeitet werden und die Impulse an die Muskeln der Gegenseite weitergeleitet werden. So entsteht eine Kreuzung (decussatio) der Nerven.

Den beiden Hemisphären sind unterschiedliche Aktivitäten zuzuweisen. Für die Bewegung (motorische Aktivität) und für das Spüren (sensorische Aktivität) der linken Hand sowie der gesamten linken Körperseite ist überwiegend die rechte Gehirnhälfte verantwortlich. In ihr werden außerdem die Empfindungen, Gefühle und Wahrnehmungen empfangen und umgewandelt.

In der linken Gehirnhälfte wird dagegen auf die sensorischen und motorischen Aktivitäten der rechten Körperseite bzw. Hand eingegangen und das analytische und lineare Denken verarbeitet. Anhand eines Zitat aus dem Buch Linkshänder – Na klar! kann man an einem Beispiel, die unterschiedlichen Aktivitäten innerhalb der Hirnhälften verständlicher machen:

„Wird z.B. eine Menschenmenge betrachtet, nimmt die rechte Hirnhälfte den Gesamteindruck wahr, während die linke Hirnhälfte eher den einzelnen Menschen und weitere Details wahrnimmt.“

Der eigentliche Grund, dass Menschen die eine Hand mehr bevorzugen als die andere, liegt vorrangig an der Dominanz oder auch Führung einer Gehirnhälfte. Ist die rechte Hirnhälfte dominant, so ist der Mensch sehr wahrscheinlich Linkshänder und umgekehrt. Jedoch heißt das nicht, dass nur eine Hirnhälfte bei den verschiedenen Arten der Händigkeit genutzt wird, denn beide müssen in einem guten Zusammenhang stehen, um zu funktionieren.

Dominanz wird im Allgemeinen als eine Überlegenheit oder auch Überfunktion einer Gehirnhälfte definiert. Je nachdem, welche Hirnhälfte dominanter ist, werden von dort aus auch bestimmte Funktionen des Gehirns abgeleitet und ausgeführt.

³ Vgl., Pauli, Sabine/ Kisch, Andrea, Linkshänder – Na klar! , S.13.
Vgl., Sattler, Johanna Barbara, Der umgeschulte Linkshänder, S.25ff.
Pauli, Sabine / Kisch, Andrea, Linkshänder?- Na klar!, S.17.
Vgl., Bremer, Judith, Einfach links schreiben, S.9f.