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2.3.2 Der Religiöse Hintergrund – (11/2011)

Religionen sind in unserer Gesellschaft nicht wegzudenken. Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus sind die größten unserer Welt. Sie waren schon immer Bestandteil des menschlichen Lebens.

Ihre verschiedenen Traditionen, Überzeugungen über das Leben und die Bedeutung des Menschen beeinflussten ebenfalls die Auffassung der Menschen über Linkshänder oder die Seitigkeit des Menschen.

Frau Dr. Johanna Barbara Sattler, eine approbierte Psychotherapeutin und Psychologin aus München sagte: “Die Geschichte der Linkshändigkeit und die eigenartig untergeordnete bis negative Rolle, die Linkshänder lange Zeit spielten, gehen weit zurück und sind mit unseren heutigen historischen und naturwissenschaftlichen Methoden und Mitteln in ihren Anfängen kaum nachvollziehbar.“¹

Zustande kommen Unterschiede der Meinungen über Linkshändigkeit, durch die unterschiedlichen Auffassungen des Lebens innerhalb der verschiedenen Religionen.

¹ vgl. http://www.linkshaender-beratung.de/deutsch/vortrag.htm

Die Linkshändigkeit hat im Islam zum Beispiel ein sehr schlechtes Bild, im Christentum hingegen wird die Linkshändigkeit nicht so enorm abgewertet.

Es gibt jedoch keine Religion, in der die Linkshändigkeit als etwas Normales oder Gutes dasteht. Oft wird in heiligen Büchern deutlich gemacht, dass die rechte Hand die starke und arbeitende Hand ist und auch die rechte Seite viel höher gestellt wird als die Linke. Zum Beispiel steht in der Bibel: „ …er sitzt zur Rechten Gottes…“² und auch die Menschen in der Bibel wurden mit der rechten Hand gesegnet.

So scheint es, dass das Erziehungsziel der damaligen Zeiten auch schon darin bestand, die Rechtshändigkeit zum Maßstab zu machen, und so verlor die linke Hand automatisch an Stellenwert und wurde somit zu etwas Negativem. Doch genaue Bibelstellen im Alten Testament, welche die linke Hand abwerteten, kann man nicht finden.

Ganz im Gegenteil. Bestimmte Bibelstellen zeigen ein besseres Bild der linken Hand. „Da schreien sie zum Herren, und der Herr erweckte ihnen ein Heiland: Ehud, den Sohn Geras, den Benjaminiten; der war links.(…)“³ zeigt ein Beispiel dafür, wie auch diese Bibelstelle: „Und unter all diesem Volk waren siebenhundert Mann auserlesen, die links waren, und konnten mit der Schleuder ein Haar treffen, das sie nicht fehlten.“ , wodurch man deutlich erkennen kann, dass die linke Hand oft nur durch Aufwertungen der rechten Hand in ein schlechteres Licht fiel.

In der Bibel wird die linke Hand zwar oft als „langsame Hand“ bezeichnet, jedoch soll es nicht abwertend gedeutet werden, denn in der Bibel wird die linke Hand für ihre so gute Geschicklichkeit gelobt.

Die Standpunkte der Bibel zur Händigkeit weisen keine negativen Geschichten zur linken Hand auf. Im Gegenteil. Viele neutrale Bibelstellen stellen die linke und die rechte Hand auf eine Ebene.
So ist zum Beispiel „Langes Leben ist zu ihrer rechten Hand, zu ihrer Linken ist Reichtum und Ehre.“

Der Beweis dafür, dass die linke Hand in der Bibel nicht abgewertet wurde, sondern vor allem die Ausnahmeerscheinung der Linkshändigkeit und das fehlende Wissen über Linkshänder zur Abwertung der linken Hand führte.

Frau Dr. Johanna Barbara Sattler sagte, dass es zu keiner moralisch bewertenden Beurteilung der Seiten im Alten Testament kommt. Rechts wird zwar bei vielen Handlungen bevorzugt genannt, doch beweist schon die Tatsache, dass die linke Hand auch zum Segnen gebraucht werden darf, dass keine Ächtung dieser Seite vorliegt.

Bei der speziellen Abwertung der linken Seitigkeit spielt auch der Manichäismus des Christentums, eine antike Religion die nach ihrem Stifter, dem persischen Weisen Mani benannt wurde, eine Rolle. Er beeinflusste die christliche Kunst sowie Zeremonien innerhalb der christlichen Kirche.

Zum Beispiel waren die Stufen bis zum Altar so berechnet, das man mit dem rechten Fuß zu laufen beginnen musste und auch mit dem rechten Fuß ankam. Gründe für die Abwertung der linken Seitigkeit lieferte nicht nur das Christentum. Der Islam stellt die Linkshändigkeit in ein weitaus schlechteres Licht als der Manichäismus. Der Koran, die heilige Schrift des Islams, liefert einige Beweise dafür. Er besteht aus 114 Suren.

Eine Sure ist ein Abschnitt des Korans, der heiligen Schrift des Islams. Sure 99 ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass der Islam die linke Hand deutlich abwertender darstellt als das Christentum. In der Sure 99 kann man lesen: „- Das Erdbeben-, sagt die letzte Erschütterung der Welt (Verse 1-5) und die Trennung der Guten von den Bösen voraus (Verse 6-8). Bist du ein Linkshänder?

² Lutherbibel, Marcus 16
³ Lutherbibel, Richter 3
Lutherbibel, Richter 20
Lutherbibel, Sprüche 3
vgl. http://www.linkshaender-beratung.de

Der Tafsir Al- Jalalayn berichtet, dass an diesem Tag die Menschheit ausströmen werde, so aufgeteilt, dass Diejenigen, die das Buch in der rechten Hand halten, ins Paradies gehen werden, während Diejenigen, die das Buch in der linken Hand halten, ins Feuer gehen werden (…)“.

Im Islam ist die linke Hand unrein, da man mit dieser den Intimbereich mit etwas Wasser reinigt, da in diesen Ländern so etwas wie Toilettenpapier außerhalb des Adels nicht genutzt wird. Sich die diese Hand zur Begrüßung zu geben oder mit der ihr zu essen ist ebenfalls eine Schande im Islam.

So wird erneut gezeigt, dass in dieser Religion die Linkshändigkeit deutlich zu etwas Negativerem gemacht wird. Nicht allein die Aufwertung der rechten Hand bestimmt also in dieser Religion die Stellung der Linkshänder.

Im Hinduismus und im Buddhismus ist die Tradition ähnlich. Mit der linken Hand dürfen sie lediglich schmutzige Dinge anfassen oder sich den Intimbereich damit säubern. Das Essen und das Begrüßen sind ihnen nur mit der rechten Hand gestattet. In Indien gilt die linke Seite des Körpers auch als eine Verbindung des Weiblichen mit der Tantra, einer Form, die aus dem Hinduismus und später auch aus dem Buddhismus entstanden ist.

So wurde wieder eine Verbindung zwischen Linkshändigkeit und Homosexualität geschaffen. Benutzte man die linke Hand für Dinge, die nur mit der rechten Hand getätigt werden durften, so wurde dies enorm verpönt, da man gesellschaftliche Tabus überschritt. Tat man so etwas, wurde einem die Verbindung zur Shakti, der weiblichen Urkraft des Universums im Hinduismus nachgesagt. Deshalb so wird die Frau auch an der linken Seite des Mannes positioniert.

Eine ebenso interessante religiöse Bewegung, die eine Rolle in der Abwertung der linken Hand spielt, ist der Satanismus. Schon beim Aberglauben hat der Satanismus seine Spuren hinterlassen. Der Satanismus glaubt an einen Gott namens Satan oder auch an den Teufel oder in den modernen Formen des Satanismus an die Freiheit des Menschen.

Der Satanismus ist dafür bekannt, dass das Gegenteil des Guten zu seiner Glaubensform gehört. Zum Beispiel das Kreuz vom Christentum muss im Satanismus verkehrt herum hängen. Der Aberglaube spielt aber auch hier eine große Rolle. Satan soll seine Anhänger, nicht wie Gott mit der rechten Hand, sondern mit der linken Hand getauft haben.

Der Satanismus ist ein guter Beweis dafür, dass selbst heute noch die Religionen die Menschen in ihrer Wahrnehmung beeinflussen.

Es gibt zahlreichen Beispiele für Aufwertungen der rechten Hand in der Religion. Beispielsweise auf einem Kompass liegt auf der rechten Seite der Osten. Letztendlich wurden auch Kirchen in diese Richtung erbaut, wo auch die Sonne aufgeht. Aufwertungen, welche die linke Seite wieder zu etwas negativem machen.

http://www.islam-deutschland.info
vgl. http://de.wikipedia.org

Die Behauptung, dass auf der rechten Seite das Paradies liegt, wo alle heiligen einmal hinkommen werden. Auf der linken jedoch soll die Hölle liegen, in die alle Sünder ihr Ende finden. Vor allem Leichtgläubigkeit und ihre Naivität lässt sie glauben, was sie hören und sehen.

Mit Versuch, wissenschaftlicher Studien und Untersuchungen, welche sich mit der Funktion, der Bedeutung und dem Hintergrund der Seitigkeitsdominanz beschäftigen, wollte man den Menschen eine Art Aufklärung ermöglichen.

vgl. Morgenblatt für gebildete Leser, S. 20