Pages Menu
Categories Menu

5.4 Die Beidhändigkeit – (12/2015)

Es kann ermittelt werden, dass Kinder, welche ihren Handgebrauch wechseln, entweder bereits sehr früh auf die nicht dominante Hand umgeschult werden oder dass perinatale Hirnschädigungen vorliegen. Aus dieser Erkenntnis lässt sich schlussfolgern, dass beim Auftreten einer Sauerstoffunterversorgung in der perinatalen Phase meist die Funktion der dominanten Gehirnhälfte gestört ist.

In der Gehirnhälfte, die dominant ist, laufen mehr Funktionsprozesse ab, was besonders bei der Impulsverarbeitung und um die kontralateral gelegenen Körperteile zu aktivieren der Fall ist. Diese Gehirnhälfte leistet mehr als die nicht dominante und benötigt deshalb mehr Sauerstoff. Daher wird die dominante Hirnhälfte bei einer Sauerstoffunterversorgung zuerst und auffallend schwerer geschädigt.

Eine solche Hirnschädigung wirkt sich ebenfalls auf die Händigkeitsentwicklung aus und ist der Grund dafür, weshalb sich viele Kinder erst spät auf den Gebrauch einer Hand festlegen. Da nicht eindeutig erkennbar ist, welche Händigkeit vorliegt, kann unabsichtlich eine Umschulung stattfinden. Lateralitätsstörungen zeigen sich in der Praxis vor allem in der Fein- und Grobmotorik.

Eine solche minimale zerebrale Störung kann, auch wenn in der Schule Teilstörungen erkennbar sind, meist bis zur Pubertät abgebaut werden beziehungsweise es können Beeinträchtigungen automatisch durch das Gehirn ausgeglichen werden. Da es sich um einen ausschließlich somatischen Prozess handelt, können andere Regionen die Aufgabe der geschädigten Stelle übernehmen.

Sollte allerdings eine Umschulung stattfinden, bei welcher es sich um einen psychosomatischen Prozess handelt, tritt eine neue Hirnschädigung auf, was unverhältnismäßige und stärkere Hirnfehlfunktionen zur Folge hat (Sattler, 1998, S. 247 f.).