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5.1 Methoden – (12/2015)

Eine Umschulung ist nur bedingt erreichbar, da es nicht möglich ist, die Dominanz des Gehirns zu verändern. Daraus folgt, dass bei umgeschulter Händigkeit die nicht dominante Gehirnhälfte über- und die dominante unterbelastet wird. Aufgrund dieser Tatsache kommt es zu einer funktionellen Störung des Gehirns, welche diesem Schaden zufügt (Sattler, 1998, S. 49).

Eine PET-Studie von 2002 untersucht die Langzeitfolgen einer Umschulung. Es werden dabei elf Rechtshänder, elf umgeschulte Linkshänder und sechs Linkshänder getestet. Alle Versuchspersonen sind erwachsen und die umgeschulten Linkshänder wurden im Alter von sechs Jahren umerzogen. Die PET-Scans werden vorgenommen, während die Personen das Wort ‚bellen’ wiederholt schreiben.

Bei den Rechtshändern ist, wie zu erwarten, eine starke Aktivität in der linken und bei den echten Linkshändern in der rechten Hemisphäre des Gehirns zu erkennen. Bei den umgeschulten Linkshändern fehlt allerdings die Lateralisierung, das heißt, beide Gehirnhälften sind gleich stark aktiv. Ebenfalls ist zu erkennen, dass große Teile des Gehirns betroffen sind (www.linkshaenderei.de, Schuhmann).

Durch die ‚Umleitung’ verbraucht das Gehirn bei umgeschulten Linkshändern 30 Prozent mehr Energie (Bremer, 2010, S. 22). Im Amerikanischen wird aufgrund dieser Tatsache auch der Begriff ‚brain breaking’, zu Deutsch ‚Brechen des Gehirns’ verwendet. Weitere Synonyme für die Umschulung der Händigkeit sind Umstellung, Umerziehung oder Umpolung.

Die Umschulung von Linkshändern basiert einzig auf gesellschaftlichen Vorurteilen.
Um die Händigkeit umzuerziehen, gibt es verschiedene Methoden. Es wird von harter, sanfter und selbstständiger Umschulung gesprochen.

Bei der harten Umschulung wird das Kind durch körperliche Bestrafung dazu gezwungen, die rechte Hand zu benutzen. Beispielsweise erhält das Kind Schläge auf die Hand, wenn es die linke nutzt, oder diese wird am Körper beziehungsweise Tisch festgebunden. Eine andere Möglichkeit ist das Eingipsen der linken Hand, so dass das Kind auf die rechte angewiesen ist.

Ebenfalls zu Methoden der harten Umschulung zählen Schimpfen, Liebesentzug oder Entzug von Spielsachen sowie Vorenthaltung von Lohn für erreichte Erfolge in anderen Bereichen. Bei der sanften Umschulung wird auf eine körperliche Bestrafung verzichtet, jedoch wird das Kind, beispielsweise durch Belohnung oder besonders viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, von der Verwendung der rechten Hand überzeugt.

Gerade dadurch sind Kinder sehr leicht zu beeinflussen. Die dritte Form der Umschulung findet ohne aktiven Einfluss von anderen Personen statt, denn bei der selbstständigen Umschulung verwenden die Kinder von sich aus die rechte Hand als Anpassungsmaßnahme.

Es handelt sich in diesen Fällen meist um sehr intelligente, aufgeweckte und willensstarke Kinder. Diese haben ein ausgeprägtes Nachahmungs- und Modellverhalten, da sie nicht durch Eigentümlichkeiten auffallen wollen (Sattler, 1998, S. 52 f.).