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1.8.1. Linkshändigkeit in der Religion – (12/2016)

Christentum
Weder im alten noch im neuen Testament kommt es zu einer Bevorzugung oder zu einer deutlichen Abwertung der linken Hand. In der Bibel wird die rechte Hand als die ausführende und handelnde Hand bezeichnet, während die Fähigkeiten der Linkshänder oft im kriegerischen Sinne dargestellt sind. Zum Beispiel ein Zitat aus der Schlachter-Bibel, „Ehud besiegt Moab“ verdeutlicht:

„Da schrien die Kinder Israels zum Herrn. Und der Herr erweckte ihnen einen Retter, Ehud, den Sohn Geras, einen Benjaminiter, der linkshändig war […]. Ehud aber griff mit seiner linken Hand zu und nahm das Schwert von seiner rechten Hüfte und stiess es ihm in den Bauch.“ (Das Buch Richter 2000, 3,15-21)

Ein weiteres Zitat aus der Schlachter-Bibel besagt: „Die Gemeinde Israels berät über die Strafe gegen Gibea und Benjamin“: „Und unter all diesem Volk waren 700 auserlesene Männer, die linkshändig waren; die schleuderten alle einen Stein haargenau, ohne zu verfehlen.“ (Das Buch Richter 2000, 20,16)

In der Bibel wird der Linkshändigkeit keine deutliche Abwertung oder Bevorzugung zugesprochen, die Seitensymbolik hat hingegen grosse Wichtigkeit. Die linke Seite wird negativ gewertet, die rechte positiv, was vor allem in der Kunst und der Architektur grosse Wichtigkeit zeigte.

Die Schlachter-Bibel ist eine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache von den Ursprungsprachen Hebräisch, Aramäisch und Altgriechisch.

Ein Beispiel dafür ist die Trennung der Böcke von den Schafen für das Jüngste Gericht. (Matthäus 25, 32ff. zit. In Sattler, J.B. 2013, S. 117): „Der Menschensohn wird die Völker voneinander scheiden, gleichwie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt […]! Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufeln und seinen Engeln.“

Jesus wird in diesem Textabschnitt als Menschensohn und König dargestellt. Die Schafe sind ein Hinweis auf die durch den Gauben an Jesus Christus erlösten Menschen. Die Böcke hingegen symbolisieren alle ungläubigen nicht erlösten Menschen.

Augustinus von Hippo, lateinischer Kirchenlehrer der Spätantike, beschrieb in seinen Lehren die linke Seite als untergeordnet. Seine Sicht der Seitenaufteilung beeinflusste die christlichen Liturgie, das christlichen Brauchtum und in die christliche Kunst. Dieser Sachverhalt ist zum Beispiel erkennbar an der Innenausstattung und der Ausrichtung des Kirchengebäudes. Die rechte Seite ist der linken übergeordnet.

Die linke Seite war unter anderem ein Symbol für Schwäche. Im Gottesdienst fanden Frauen und Kinder deshalb auf der linken Kirchenhälfte platz (Sattler, J.B. 2000).

Die strenge moralische Seitenaufteilung beim Jüngsten Gericht und die Kreuzigungsdarstellungen sind Beweis dafür, dass der Seitensymbolik eine wichtige Bedeutung zukam.

Islam

Im Islam werden der linken Hand mehrere Bedeutungen zugeschrieben. Unter anderem wird die linke Hand in den islamischen Ländern als „unrein“ bezeichnet. In der Scharia, dem religiösen Gesetzbuch des Islams, wird den Gläubigen vorgeschrieben, die rechte Hand für jegliche Tätigkeiten zu benutzen und bezeichnet den Umgang mit der linken Hand als schlechte Sitte.

Es ist nicht unüblich, die linke Hand für die Reinigung nach dem Toilettengang zu benutzen. Der Gebrauch der linken Hand beim Essen gilt aus diesem Grund als höchst unhöflich. Gemäss einer Aussage Mohameds, dem Propheten, werden Linkshänder als die vom Teufel geleiteten beschrieben, da der Teufel selbst Linkshänder sein soll. Aus besagten Gründen wird im Islam auf eine konsequente Umerziehung von der linken auf die rechte Hand bestanden.

In vielen Religionen ist die linke Hand ein Symbol des Teufels, des Schlechten und der Schwäche.