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1.8.5 Mythen und Legenden – (12/2016)

Linkshänder sind Kreativer
In vielen Publikationen wird die These aufgestellt, dass Linkshänder kreativer als Rechtshänder seien. Für die Kreativität sind Ressourcen beider Gehirnhälften notwendig. Die Benutzung der linken Hand aktiviert die rechte Hirnhälfte stärker. Entsprechende Areale sind zuständig für die Kreativität, dem bildlichem Denken und der Emotionalität. Fakt ist, dass Linkshänder zum Beispiel beim Tippen auf der

Leitsatz oder eine zu beweisende Behauptung

Tastatur schneller sind. Das hat damit zu tun, dass wichtige Buchstaben wie A, E, R, S, T auf der linken Seite der Tastatur angebracht sind (Zeh, J. 2013).

Linkshänder sind anfälliger für Krankheiten

Der Neurologe Gschwind, N. stellte eine auffällige Häufung von Krankheiten und Allergien bei Linkshändern fest. Linkshänder sollen öfter an Autoimmunerkrankungen, Depressionen, Drogenabhängigkeit, Epilepsie, Schizophrenie, Zuckerkrankheit und Schlafstörungen erkranken. Entsprechende Studien konnten die Theorie von Gschwind jedoch nicht bestätigen (Zeh, J. 2013).

Linkshänder sterben früher

Der kanadische Psychologe Stanley Coren stellte bereits in den siebziger Jahren fest, dass der Anteil linkshändiger Menschen mit dem Alter immer kleiner wurde. Er fand heraus, dass 13 Prozent der 20 Jährigen die linke Hand bevorzugten, bei den 80 Jährigen hingegen war es gerade noch ein Prozent. Er kam zum Schluss, dass Linkshänder früher sterben als Rechtshänder. Coren liess jedoch ausser Acht, dass Linkshänder mit zunehmendem Alter die rechte Hand aufgrund einer Umschulung benutzen und somit das Ergebnis verfälscht ist (Zeit online, 01.05.2016).

Linkshänder verletzen sich öfter

In allen Lebenslagen ziehen sich Linkshänder übermässig viele Verletzungen zu. Laut einer Umfrage erwies sich vor allem der Strassenverkehr als gefährlich. Rund acht Prozent der befragten männlichen Rechtshänder verletzten sich in den letzten zwei Jahren beim Auto- oder Motorradfahren, bei den Linkshändern waren es mit 16.6 Prozent mehr als doppelt so viele (Zeh, J. 2013).

Linkshänder denken anders

Linkshänder erfassen ihre Umwelt mit Hilfe der rechten Gehirnhälfte, die für die Kreativität und das Vorstellungsvermögen zuständig ist. Beim Denken werden bei Linkshändern andere Hirnbereiche aktiviert als bei Rechtshändern. Beim Sprechen beispielsweise werden bei fast jedem dritten Linkshänder beide Gehirnhälften aktiviert. Englische Verhaltensforscher zeigen auf, dass Linkshänder häufiger als Rechtshänder aussagen: „Ich bin in Sorge, Fehler zu machen“. Eine Erklärung dafür wäre, dass die

Stressverarbeitung in der rechten, von den Linkshändern bevorzugten Hirnhemisphäre abläuft, dort wo Emotionen verarbeitet werden (Zeh, J. 2013).

Linkshänder sind Intelligenter

Unter berühmten Wissenschaftlern, Musikern, Dichtern und Universalgelehrten sind auffällig viele Linkshänder vertreten. Albert Einstein, Marie Curie und auch Leonardo da Vinci, Goethe, Mozart, Napoleon, der Schriftsteller Franz Kafka sind nur einige Beispiele für berühmte Linkshänder. Die Tatsache, dass überdurchschnittlich viele Linkshänder einen Intelligenzquotienten von über 140 aufweisen, lässt folgern, dass Linkshänder gegenüber den Rechtshändern eine höhere Intelligenz aufweisen müssten.

Der britische Linkshänder-Forscher McManus widerlegte in seiner Studie diese Annahme. Er fand heraus, dass es bei 11’000 untersuchten Kindern unter den Hochbegaben deutlich mehr Linkshänder gab – aber zugleich war auch der Anteil der zurückgebliebenen, lernschwachen Kindern unter den Linkshändern grösser. Der durchschnittliche Intelligenzquotient bei Rechts- und Linkshändern war beinahe identisch (Zeh, J. 2013).

In gewaltbereiten Kulturen gibt es mehr Linkshänder

Forscher der Universität Montpellier hatten sich mit verschiedenen Kulturen wie zum Beispiel den Inuit in Alaska und den Dioula in Burkina Faso auseinandergesetzt. Sie betrachteten Feldstudien der jeweiligen Kulturen und verglichen dabei den Anteil der Linkshänder mit der Zahl der Morde, die unter ihnen begangen wurden. Das Resultat dieser Studie zeigte, dass gewaltbereite Kulturen einen Linkshänderanteil von bis zu 27 Prozent aufwiesen, während weniger gewaltbereiten Völker gerade mal drei Prozent hervorbrachten.

Eine Begründung für diesen Sachverhalt könnte darin liegen, dass kampferprobte Rechtshänder nicht mit Hieben, die von links ausgeführt werden, rechnen und sich daher in einen Nachteil manövrieren. Auch in gewissen Sportarten, wie zum Bespiel dem Tennis, ist dieses Phänomen beobachtbar (Zittlau, J. 2012).