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2.7. Linkshändigkeit als persönliche Erfahrungen – (12/2016)

Als Linkshänderin sammelte ich vor allem in der Primarschule einschneidende Erfahrungen. Im Handarbeitsunterricht war ich als einzige Linkshänderin in der Klasse auf mich gestellt. Vor allem das Häkeln und Sticken bereiteten mir damals grosse Mühe. Es war mir peinlich nachzufragen oder um Hilfe zu bitten. Ich hatte das Gefühl, dass der Linkshändigkeit keine grosse Beachtung geschenkt wurde.

Die Lehrpersonen zeigten sich sehr geduldig und doch fühlte ich mich manchmal in meiner Linkshändigkeit unverstanden. Eine weitere Herausforderung und Zusatzanstrengung stellte der Sportunterricht für mich dar. Es gab zu wenig Material für Linkshänder und ich musste die Anweisungen stetig auf die linke Seite übersetzen. Dadurch lag ich häufig im Hintertreffen oder machte Fehler.

Ich hatte jedoch immer einen Weg gefunden, mir selbst zu helfen und hierbei oft auch die rechte Hand vorgezogen. Dies wirkte sich auf Kosten der Zeit aus, ich hatte dadurch nie zu den Schnellsten gehört. Meine Leistungen wurden zum Teil auch als Ungeschicklichkeit interpretiert. Ich brach mir während dieser Zeit beim Sport zweimal in den aufeinanderfolgenden Jahren die Handgelenke. Auch bei diesen schmerzhaften Ereignissen wurde nie Bezug zur Linkshändigkeit hergestellt.

Ein weiteres prägendes Erlebnis bildete der Abschluss meiner Primarschulzeit. Alle erhielten als Abschlussgeschenk einen gravierten Füller und ich als Linkshänderin erhielt einen für Rechtshänder. Dieses Geschenk war in doppeltem Sinne eine grosse Enttäuschung.

Ob bei der Hausarbeit, in der Schule oder in der Ausübung meiner Hobbies bin ich täglich durch meine Linkshändigkeit gefordert. Mittlerweile verfüge ich jedoch über ein wirkungsvolles Repertoire an Strategien und sehe darin einen Vorteil, beide Hände gezielt einsetzen zu können.