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6. Fazit – (10/2010)

Im Rahmen unserer Seminarfacharbeit setzten wir uns im vergangenen Jahr mit dem Thema „Linkshändigkeit – Analyse einer Minderheit aus biologischer und sozialpädagogischer Sicht“ auseinander.
Unser Außenbetreuer Herr Heiko Hilscher vom Linkshänderladen Erfurt unterstützte uns bei der Beschaffung der Fachliteratur und der Materialien für unseren Eigenanteil und stand uns für Fragen zur Verfügung.

Anfangs wussten wir nicht viel über das Thema Linkshändigkeit. Wir fragten uns, ob die unzähligen Mythen über Linkshänder tatsächlich wahr sind. Beispielsweise wurden wir schon bald mit der in der Einleitung zitierten Ansicht des Kinderpsychologen Cyril Burt konfrontiert.

Da zwei unserer Gruppenmitglieder selbst Linkshänder sind, die sich durchaus nicht für „Tölpel und Pfuscher auf der ganzen Linie“ ([11], S. 162) halten, war für uns schnell klar, dass wir diese diffamierenden Aussagen widerlegen mussten.

Dies gelang auch: Durch eine genaue Betrachtung der biologischen Grundlagen der Händigkeit konnte aufgezeigt werden, dass Linkshändigkeit kein Makel ist, sondern, genau wie Rechtshändigkeit, sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt.

Erst durch unsere von Rechtshändern dominierte Gesellschaft werden Linkshänder benachteiligt. Somit ist unsere erste These „Linkshändigkeit ist kein Fehler der Natur, sondern vielmehr ein Beitrag zur Erhöhung der natürlichen Variabilität“ belegt worden.

In der Vergangenheit verfolgte man den Weg, auf Grund von Umschulung eine ausschließlich rechtshändige Gesellschaft zu erschaffen. Diese Tatsache bewog uns zu der These, dass eine Umschulung der angeborenen Händigkeit für den Betroffenen eine Vielzahl von psychischen und körperlichen Problemen mit sich bringt, mit denen die umgeschulten Linkshänder oftmals ein Leben lang zu kämpfen haben.

Durch intensive Recherchen konnten wir die negativen Folgen der Umschulung aufzeigen und damit auch diese These belegen. Da in unserer heutigen Gesellschaft zum Einen eine stärkere Akzeptanz der Linkshänder vorhanden ist, zum Anderen die Risiken einer Umschulung bekannt sind, wird eine Umerziehung der Händigkeit heute jedoch nicht mehr durchgeführt.

Unsere dritte Hypothese lautete, dass man so früh wie möglich Tests zur Händigkeitsfeststellung durchführen sollte, um einer ungewollten Umerziehung vorzubeugen. Nach unserem Besuch im Kindergarten Walschleben und zahlreichen erfolgreichen Tests mit den Vorschulkindern konnten wir feststellen, dass das Höchstalter 4 Jahre nicht überschreiten darf, um eine zu starke Beeinflussung der Händigkeit des Kindes durch unsere rechtsorientierte Gesellschaft zu verhindern. Somit konnte auch unsere zweite These belegt werden.

Nach einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Alltagsleben eines Linkshänders konnten wir auch die These belegen, dass Linkshänder auf Grund ihrer Händigkeit in unserer Rechtshändergesellschaft täglich mit neuen Problemen und deren negativen Folgen konfrontiert werden.

Wir gelangten zu dieser Erkenntnis, da wir feststellten, dass das Angebot an Linkshändergegenständen nicht vollständig den Bedarf eines Linkshänders abdeckt und oftmals überteuert ist. Auch in unserer heutigen Zeit ist die linkshändige Minderheit gezwungen, sich den Rechtshändern anzupassen. Ebenfalls ist eine Rücksichtnahme auf die Linkshänder durch die Instanz Lehrer oder Arbeitsgeber nicht gewährleistet, da die Aufklärung hinsichtlich dieser von uns gewählten Thematik noch immer wenig Anklang findet.

Der Eigenanteil unserer Seminarfacharbeit umfasste ein Selbstexperiment, bei welchem wir ein Gedicht in regelmäßigen Abständen mit der nicht- dominanten Hand schrieben, eine Umfrage zum Thema sowie Tests zur Händigkeitsfeststellung, die wir mit Kindergartenkindern aus Walschleben durchführten.

Das Selbstexperiment erbrachte nützliche Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der nicht-dominanten Hand und somit über den Sinn beziehungsweise Unsinn einer Umerziehung. Die Umfrage diente dem Zweck, statistische Erhebungen zur Verteilung der Händigkeit und zur Meinung der Befragten zu den Themen Umschulung und Alltagsprobleme zu erlangen.

Dank der Händigkeitstests im Kindergarten konnte die Aussagekraft verschiedener Tests untersucht werden und außerdem half die Bestimmung der Handpräferenz der Vorschulkinder, eine Fehldiagnose der Eltern bezüglich der Händigkeit ihres Sprösslings zu vermeiden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es Linkshänder aufgrund ihrer Andersartigkeit nicht immer leicht haben. Wie jede Minderheit müssen sie mit vielen Vorurteilen leben, wobei wir hoffen, durch unsere Seminarfacharbeit unseren Teil dazu beigetragen zu haben, einige dieser Stereotype aus der Welt zu schaffen. Auch im Alltag sind sie durch Geräte und Arbeitsabläufe oft benachteiligt.

Daran kann unsere bescheidene Aufklärungsarbeit nichts ändern. Stattdessen müsste im gesamten politischen und gesellschaftlichen System ein Wandel von statten gehen, was selbstverständlich eine utopische Hoffnung ist. Doch die Linkshänder ertragen all diese Widrigkeiten, wie sie es schon immer getan haben – mit Links.