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4.1 Selbst angewandte Tests und deren Auswertung – (10/2010)

Seitdem die Folgen der Umschulung in den letzten Jahren bekannt geworden sind, versucht man nun schon im Kindesalter, die Händigkeit mit diversen Testverfahren zu bestimmen. Kinder mit geringem Alter sind am besten für solche Tests geeignet. Diese sind noch nicht so stark von äußeren sozialen Einflüssen geprägt. Die Prägungen werden durch Imitationen Erwachsener mehr und mehr verinnerlicht.

Es stellt sich die Frage, in welchem Alter man diese Tests ansetzen sollte, um eventuellen ungewollten Umerziehungen vorzubeugen.
Im Rahmen unseres Eigenanteils haben wir unter anderem den Kindergarten „Walschbergknirpse“ in Walschleben besucht und dort mit Kindern der Altersgruppe von drei bis vier Jahren Händigkeitstests spielerisch durchgeführt.

In der von uns am 26. April 2010 betreuten Kindergartengruppe waren sechs Mädchen und sechs Jungen anwesend. Mit jedem dieser zwölf Kinder haben wir individuell sieben Tests durchgeführt. Dabei setzten wir vor allem auf die Spontaneität der Kinder.

Während der unten aufgelisteten Tests waren sich die Kinder nicht bewusst, dass sie uns für unsere Seminarfacharbeit wichtige Untersuchungsergebnisse liefern und dachten somit auch nicht tiefgründiger über die Beweggründe ihres Handelns nach.

Arbeitsanleitungen, sowie Materialien stellte uns unser Außenbetreuer, Herr Heiko Hilscher, zur Verfügung und gab uns weiterhin wichtige Ratschläge zur Durchführung und Auswertung der einzelnen Testverfahren. Die erste Aufgabe bestand darin, Perlen auf eine relativ stabile Schnur zu fädeln.

Die Stabilität der Schnur ist hierbei wichtig, da das Kind dazu neigt, den beweglicheren Teil des Bastelwerkzeugs in die dominante Hand zu nehmen. Meist ist die Feinmotorik in der dominanten Hand besser ausgeprägt. Den beweglicheren und auch unhandlicheren Teil dieses Tests soll die Perle darstellen.

Während der Auswertung war festzustellen, dass sechs der Kinder die Perle in die rechte Hand nahmen. Fünf der Kinder benutzten ihre linke Hand, um die Perle zu halten. Einer der Jungen benutzte beide Hände. Wir führten diesen Test in kleinen Gruppen durch und die Bearbeitungszeit legten wir auf fünf Minuten fest.

Der nächste Test involviert einen ganz normalen Ball, welchen man rollen oder werfen kann. Wichtig hierbei ist, dass man dem Kind zuvor klar macht, dass dieses nur eine Hand benutzen darf, um den Ball anzunehmen und wieder von sich wegzurollen. Dies stellte sich als sehr schwer heraus, da die Kinder gern beide Hände zur Absicherung benutzten.

Der Ball sollte mittig auf das Kind zugerollt werden, damit die Ausrichtung des Balls keinen Einfluss auf die Handwahl des Kindes hat. Wenn man den Ball zum Beispiel näher an die linke Hand des Kindes rollt, ist es wahrscheinlicher, dass es diese nimmt, auch wenn es sich mit dieser Hand nicht sicherer fühlt.

Die Auswertung zeigte, dass sich zehn der Testpersonen mit ihrer rechten Hand in diesem Test sicherer fühlten. Lediglich zwei Kinder meisterten die Aufgabe mit der linken Hand. Das fünfmalige Wiederholen der Rollbewegung reichte hierbei aus, um Ergebnisse zu erzielen und statistisch festzuhalten.

Eine weitere Methode, die dominante Hand zu erkennen, ist das Zähne putzen. Hilfsmittel hierfür ist eine handelsübliche Zahnbürste. Diese wird ebenso mittig vor das Kind gehalten und man kann beobachten, mit welcher Hand das Kind spontan zur Zahnbürste greift.

Dieser Test fiel am eindeutigsten aus. Jedes der 12 Kinder streckte sofort seine rechte Hand nach vorn. Zähneputzen ist eine Tätigkeit, welche dem Kind in frühen Jahren von erziehenden Erwachsenen beigebracht wird. Da dies meist mit rechts getan wird, hat das Kind keine Chance, sich in diesem Bereich individuell zu entwickeln.

Im nächsten Test baten wir die Kinder, ohne vorher lang überlegen zu müssen, eine Bürste in die Hand zu nehmen und sich die Hand zu bürsten. Anschließend sollten sie dies ebenso mit der jeweils anderen Hand tun.
Egal, in welcher Hand sich die Bürste befindet, wird meist nur die dominante Hand bewegt.

Der rezessiven Hand mangelt es an Feinmotorik. Sie kann Bewegungen nicht so präzise wie die dominante Hand ausführen. Es stellte sich heraus, dass sieben Kinder die rechte Hand als ihre dominante ansahen. Zwei der Testpersonen schienen mit der linken Hand etwas besser klar zu kommen und drei Kinder konnten wir nicht einordnen, da sie mit beiden Händen arbeiteten.

Unser letzter gegenstandsbezogener Test beinhaltete einen Kreisel. Dieser stellte sich als der schwierigste Test heraus, da manche Kinder nicht in der Lage waren zu kreiseln. Sie hatten dies noch nie zuvor versucht. Dennoch probierten acht Kinder spontan, den Kreisel mit der rechten Hand anzutreiben. Zwei Kinder versuchten nach dem ersten Misserfolg, den Kreisel mit der linken Hand zum Drehen zu bringen und vier Personen weigerten sich, an diesem Test teilzunehmen.

Aber nicht nur mit Gegenständen lässt sich die Händigkeit ermitteln. Heutzutage kann man speziell konzipierte Tests für jede Altersstufe finden, welche die Händigkeitsbestimmung erleichtern. Zwei dieser Tests haben wir ebenfalls mit der Kindergartengruppe durchgeführt. Einer davon nennt sich „Spuren nachzeichnen“ (vgl. Abb. 13ff.).

Ein speziell vorbereitetes A4-Blatt ist in drei Sektoren gegliedert (A; B; C). Im Sektor A startet man damit, in vorgegebenen Bahnen Spuren nachzuzeichnen. Dieser A-Sektor ist noch einmal in zwei Teile unterteilt. Die erste Spur soll mit der rechten Hand nachgezeichnet werden. Dabei beginnt man bei dem mit einem Pfeil markierten Wort „Anfang“.

Im zweiten Teil des A-Sektors soll diese Übung mit der linken Hand durchgeführt werden. Man startet hierbei an der rechten Seite des Blattes, um die gezeichneten Spuren nicht zu verwischen und resultierende Ergebnisse nicht zu verfälschen. Der beschriebene A-Teil ist als Probe und Einstimmung gedacht.

Im B-Sektor wird ausschließlich die rechte Hand verlangt. Die Zeit soll gestoppt werden und am unteren Rand des Blattes in ein vorgegebenes Feld notiert werden.
Der C-Sektor ist für die linke Hand entworfen worden. Die Zeit dafür soll ebenso am unteren Rand des Blattes notiert werden.

Auswertend kann man nun nicht nur die Zeiten, sondern auch die Präzision und Stärke der Linien vergleichen. Bei neun Kindern kann man eindeutig sagen, dass die Linien mit der linken Hand trotz längerer Zeiten wesentlich schwächer eingezeichnet worden sind. Zwei Kinder zeichneten die Linien mit der gleichen Stärke, jedoch ließ die Präzision im Gegensatz zur rechten Hand zu wünschen übrig. Ein Junge allerdings zeichnete die Linien mit der linken Hand wesentlich schneller, während die Qualität der Linien stagnierte.

Wie das Spuren nachzeichnen ist auch der Test des Kreisepunktierens auf einem vorbereiteten Arbeitsblatt zu finden (vgl. Abb. 17ff.).
Dieses besteht ebenso aus drei Teilen. Im A-Sektor kann man sich erst einmal an die Übung gewöhnen. Die Aufgabe besteht darin, die vorgegebenen Kreise so schnell wie möglich auszumalen. Die Zeit sollte auch hier gestoppt werden und am unteren Rand des Blattes notiert werden. Wie angegeben, soll der B-Sektor mit der rechten Hand und der C-Sektor mit der linken Hand bearbeitet werden.

Bei der Durchführung merkten wir, dass dieser Test sehr zeitintensiv für die meisten Kinder war. Es gibt zwei verschiedene Arten diesen Test durchzuführen. Entweder man lässt die Testpersonen das gesamte Arbeitsblatt bearbeiten und stoppt die Zeit, oder man gibt eine Zeit vor (zum Beispiel 30 Sekunden) und schaut anschließend, wie weit die Testperson gekommen ist. Die Konzentration ließ nach und nicht alle Kinder stimmten zu, an diesem Test teilzunehmen. Bei allen neun der partizipierenden Kinder ließ sich der Trend zur rechten Hand feststellen. Hierbei wurden Stärke und Präzision der Punkte zwischen linker und rechter Hand verglichen.

Bei verschiedenen Tätigkeiten kann das Kind schon von seinen Eltern auf unterschiedliche Handbenutzungen geprägt worden sein. Das sind vor allem das Schreiben, Zeichnen, Werfen, Halten des Messers, der Gabel und des Löffels, sowie das Händeschütteln. Ebenso gibt es aber auch die von der Umwelt noch nicht geprägten Tätigkeiten, wie zum Beispiel Blumen gießen, den Lichtschalter bedienen, das Hämmern oder das Melden. Dies sind alles alltägliche Handlungen, bei denen es völlig irrelevant ist, welche Hand dafür benutzt wird. Sie werden in kein bestimmtes Benimmmuster kategorisiert und somit spontan vollzogen. (vgl. [7], S. 28f.)