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4.1.2 Anpassung von Linkshändern in einer rechtshändigen Umwelt – (11/2005)

Allgemein wird behauptet, dass Linkshänder ungeschickt und tollpatschig wären, doch dies hat keinesfalls biologische Gründe (vergleiche Kapitel 2.2.2), sondern ist auf ganz andere Ursachen zurückzuführen. Als Linkshänder steht man vor allem bei Haushaltsgegenständen, wie Dosenöffnern, Korkenziehern oder Kellen mit einer Ausgussöffnung, immer wieder Problemen gegenüber, da sie nur für Rechts- und nicht auch für Linkshänder erdacht wurden und doch lernt man irgendwie damit umzugehen oder sich zu behelfen. Diese Probleme, aber auch ihre Lösungen sollen nachstehend vorgestellt werden.

Große Schwierigkeiten erwarten einen Linkshänder beispielsweise in der Küche. Wie oben bereits erwähnt, kann der Dosenöffner als Beispiel genannt werden. Ein normaler Dosenöffner ist so angelegt, dass ein Rechtshänder ihn einwandfrei auf der rechten Seite der Dose anbringen kann und ihn dann entgegen dem Uhrzeigersinn um die Dose herumführt.

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ein Linkshänder bei dem Versuch genau dies mit demselben Öffner, aber der linken Hand zu tun, kläglich scheitert. Er würde den Öffner nicht einmal auf die Dose bekommen und ihn nur mit einer unnatürlichen Bewegung drehen können. Also passt sich der Linkshänder an, er benutzt den Dosenöffner mit der rechten Hand, das dauert zwar etwas länger und mag am Anfang auch ungelenk aussehen, doch es führt zum Ziel, dem Öffnen der Dose.

Etwas problematischer gestaltet sich jedoch die Handhabung von Gefäßen mit Ausgussöffnungen, die so angebracht sind, dass ein Rechtshänder die enthaltene Flüssigkeit bequem ausgießen kann. Ein Linkshänder ist gezwungen dieses Gefäß mit rechts zu benutzen oder sich ein Äquivalent für Linkshänder zu kaufen.

Auf die letzte Option werden ich später noch genauer eingehen. Wenn der Linkshänder nun die Flüssigkeit mit rechts ausgießen muss, steigt nicht nur die Gefahr sich selbst Schmerzen durch die ungewohnte Bewegung zu zufügen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit etwas zu verschütten. Dadurch wird der Eindruck, dass Linkshänder tollpatschig wären noch verstärkt.

Doch auch außerhalb der Küche wird die Geduld eines Linkshänders auf die Probe gestellt. Bei der herkömmlichen Tastatur eines Computers ist der Ziffernblock, mit dem große Zahlenkolonnen eingegeben werden, so angeordnet, dass er sich auf der rechten Seite befindet. Ein Linkshänder hat damit die Wahl zwischen der oberen Zahlenreihe oder der Eingabe mit der rechten Hand.

Bei Geldautomaten ist die Einführungsöffnung für die Karte grundsätzlich rechts angebracht. Ein Rechtshänder kann so bequem in der linken Hand die Geldbörse halten und mit der Rechten die Karte einführen. Ein Linkshänder hingegen wird entweder in der rechten Hand das Portmonee halten und die Karte umständlich mit links einführen oder sich anpassen und es genauso machen wie der Rechtshänder.

In den meisten Fällen wird der Linkshänder sich anpassen und die Dinge mit der rechten Hand ausführen, das mag am Anfang unbequem und anstrengend sein, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Ein Beleg für die verbesserte Kontrolle des Linkshänders über seine rechte Hand ist der Vergleich des Schriftbildes eines Linkshänders, der mit rechts und eines Rechtshänders, der mit links geschrieben hat (siehe Anlage 7).

Klar zu erkennen ist, dass die Schrift des rechts schreibenden Linkshänders trotz allem leserlicher ist als die des links schreibenden Rechtshänders, wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Handschriften im Allgemeinen zu berücksichtigen sind. Denn aufgrund des erschwerten Erlernens des Schreibens – durch die in Kapitel 4.1.1 bereits erwähnten Ursachen – haben Linkshänder meist von vornherein eine unordentlichere und unleserlichere Handschrift, was ihren Ruf der Ungeschicklichkeit noch weiter verstärkt.