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8. Einschränkungen im Alltag – (10/2016)

Linkshänder werden nicht nur mit Vorurteilen konfrontiert, sondern stoßen auch in alltäglichen Situationen auf Einschränkungen, denen sie ausgesetzt sind.
Bereits im Haushalt können Benachteiligungen in Erscheinung treten.
Lebt man mit mehrheitlichen Rechtshändern zusammen, wird das meiste Inventar für sie ausgelegt sein. Zum einen gibt es einige verkabelte Geräte, wie den Handmixer. Das Kabel ist nicht selten an der rechten Seite angebracht.

Nutzen Linkshänder das Rührgerät, besteht die Gefahr, dass das Kabel in die Rührschüssel oder sogar zwischen die Rührstäbe gelangt.¹ Zum anderen findet man unter anderem Messer, Dosenöffner oder Gemüseschäler, die hauptsächlich rechtshandgerecht und nicht neutral sind. Reicht das zur Verfügung stehende Geld und der Platz nicht für eine zusätzliche linkshandgerechte Ausstattung aus, ist nur eine erschwerte Betätigung der linkshändigen Mitbewohner möglich.

Es setzt sich bei den Türen fort, die zum großen Teil nur rechts öffnend sind und sich demnach die Türklinken einzig rechts herunterdrücken lassen.² So ist der Linkshänder genötigt, die rechte Hand zu nutzen, um Umstände zu vermeiden.

Ähnlich setzt es sich bei Verkehrsmitteln fort. Zwar lässt sich eine Tür der linken Seite eines Autos unproblematisch öffnen, jedoch muss die Schaltung sowie die Handbremse mit der rechten Hand bedient werden. Im Gegenzug fällt das Ziehen oder Abgeben eines Parkscheins in einer Parkhausein- oder ausfahrt leichter, da der Automat aus dem Auto heraus nur mit dem linken Arm zu erreichen ist.³

Fungiert man als Beifahrer, ergeben sich kleine Schwierigkeiten beim Öffnen und Schließen der Tür, da allein die rechte Hand gebraucht wird. Bedingt durch den anderen Handgebrauch sind linkshändig veranlagten Menschen benachteiligt und müssen sich demzufolge an rechtshandgerechte Ausstattungen und Situationen anpassen.

¹ Vgl. Scholtz, Andrea: „Links – Rechts Linkshänder in einer rechten Welt. Ein Buch über Händigkeit“ / Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln / 1999 / S. 41
² Vgl. Meyer, Rolf W.: „Linkshändig? Rat & Information, Tips & Adressen“ / Verlagsgruppe Koch/Humboldt Höfen / 2002 / S. 84
³ Vgl. Scholtz, Andrea: „Links – Rechts Linkshänder in einer rechten Welt. Ein Buch über Händigkeit“ / Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln / 1999 / S. 35

Tatsächlich wurden die Gebiete der Technik fast ausnahmslos auf Bedürfnisse der Rechtshänder ausgerichtet.¹ Speziell in Berufen, in denen feinmotorische Handarbeit bedeutend ist, spielt die Händigkeit und ihre daraus folgende Beeinflussung der Produktwelt eine sehr wichtige Rolle. Beispielhaft sind Chirurgen, Zahnärzte und Handwerker zu nennen.²

Schlussfolgernd müssen Jugendliche bei der Berufswahl – sei es Studium oder Ausbildung – ihre Lateralität beachten. Denn besonders im Handwerk besteht eine erhöhte Unfallgefahr durch die Werkzeuge und Gerätschaften. Weil Schalter, Knöpfe, Griffe oder Kabel häufig auf der falschen Seite angebracht sind, ist die Handhabung unbequem. Jedoch eignet es sich in bestimmten Ecken besser, Apparate, wie die Bohrmaschine mit der linken Hand zu benutzen, wenn sich rechts daneben zum Beispiel eine Wand befindet.³

Hinzuzufügen ist hierbei: „Dass auch Linkshänder mit elektrischen Handwerkzeugen arbeiten, ist im deutschen Gerätesicherheitsgesetz und dem dazugehörigen Norm- und Regelwerken offenbar nicht vorgesehen […].“.

„Laut statistischer Untersuchungen erleiden sowohl linkshändige Frauen als auch Männer im Vergleich zu Rechtshändern mehr Arbeitsunfälle und mehr Verletzungen beim Sport und im Haushalt.“ Einschränkungen sind also das ganze Leben lang vorhanden, so dass linkshändige Personen im Hier und Jetzt insgesamt im Nachteil sind.

Linkshänder leben in einer an Rechtshändern orientierten Umwelt.
Obwohl mehrfache Nachfragen bestehen, ist es unwahrscheinlich, dass von beliebten technischen Geräten, wie einer Kamera, vermehrt Modelle für Linkshänder produziert werden.

Die Bedürfnisse würden aufgrund der stetigen technischen Neuerungen, unterschiedlichsten Funktionen und Marken mit verschiedenen Preiskategorien nicht von allen Nutzern abgedeckt werden.
Die durch unsere Umfrage befragten Linkshänder waren mit etwa 60 Prozent der Meinung, dass sie gegenüber Rechtshändern im Alltag benachteiligt sind.

¹ Vgl. Meyer, Rolf W.: „Linkshändig? Rat & Information, Tips & Adressen“ / Verlagsgruppe Koch/Humboldt Höfen / 2002 / S. 88
² Vgl. Scholtz, Andrea: „Links – Rechts Linkshänder in einer rechten Welt. Ein Buch über Händigkeit“ / Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln / 1999 / S. 48
³ Ebenda / S. 54
Ebenda, S. 56 (Auszug aus „Heimwerker-Magazin“ 1992 S. 230 f.)
Meyer, Rolf W.: „Linkshändig? Rat & Information, Tips & Adressen“ / Verlagsgruppe Koch/Humboldt Höfen / 2002 / S. 88
Vgl. Weber, Sylvia: „Linkshändige Kinder richtig fördern mit vielen praktischen Tipps“ /Ernst Reinhardt Verlag GmbH & Co KG München/ 2003/ S. 54
Milsom, Lauren: „Ich mach das mit links!: Übungen und Tipps für linkshändige Kinder und ihre Eltern“ / Urania Verlag Stuttgart/ 2009 / S. 69
Siehe Anhang/ Umfrage Auswertung/ Punkt 8