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5 Genetische Festlegung und Vererbung – (10/2014)

Die dominante rechte oder linke Hirnhälfte steht mit der Geburt fest (vgl. Steinkopf 2010, S. 14). Die Händigkeit kann bereits bei einem ungeboren Kind mithilfe des tonischen Nackenreflexes in der 28. Schwangerschaftswoche vorausgesagt werden. Bei diesem Reflex, der in der 20. Woche nach der Geburt wieder erlischt, wird der Kopf des Kindes auf eine Seite gedreht.

Die Antwort auf diesen Reiz ist eine Streckung von Arm und Bein dieser Seite, die beiden anderen Extremitäten beugen sich. Dabei stimmt die Streck- Reflex- Richtung mit der Händigkeit der gleichen Seite überein, sodass vorausgesagt werden kann, ob das Kind Links- oder Rechtshänder ist.

Dazu kann man die Studie der deutschen Neurologen Siebner und Klöppel aus dem Jahr 2007 anführen, in der beschrieben wird, dass Linkshänder lebenslang Linkshänder bleiben (vgl. Steinkopf 2010, S. 20).

Wie die Händigkeit vererbt wird, ist wissenschaftlich noch nicht zweifelsfrei geklärt. Die Wahrscheinlichkeit, dass rechtshändige Eltern ein linkshändiges Kind bekommen, liegt bei nur zwei Prozent. Die Wahrscheinlichkeit steigt auf 17 Prozent, wenn ein Elternteil Linkshänder ist und auf 50 Prozent, wenn Mutter und Vater Linkshänder sind (vgl. http://www.pm-magazin.de/r/gute-frage/sind- linksh%C3%A4nder-besser 24.08.2014).

Die Mendel’schen Vererbungsregeln lassen sich in diesem Fall also nicht ohne weiteres anwenden.

Im Folgenden werden nun zwei mögliche Theorien zur Vererbung der Händigkeit beschrieben. Der Professor für Neurologie Chris McManus hat ein Modell entwickelt, welches von einem Gen mit zwei möglichen Ausprägungen ausgeht: D für rechtshändig „dextral“ und C für Zufall „chance“.

Menschen, die zweimal das C-Allel besitzen, müssen nicht zwangsläufig linkshändig werden. Laut dem Forscher bedeute dies, dass sämtliche Kontrollmechanismen für die Händigkeit verschwinden, so dass der Zufall entscheidet, ob man Linkshänder oder Rechtshänder werde.

Zwei D-Allele führen nach diesem System immerzu einerdominaten rechten Hand. Bei Menschen mit einer CD-Kombination „setzt sich entweder das Rechtshänder-Gen durch, oder aber das Zufallsgen, so dass letztlich die Wahrscheinlichkeit für Rechtshändigkeit bei rund 75 Prozent liegt“ (vgl. Podbregar 2014).

Dieser Theorie steht das von der Psychologin Marian Annett entwickelte „Right- Shift“- Modell gegenüber. Danach sei die Händigkeit nur eine Art Nebenwirkung eines Gens, welches eine dominante linke Gehirnhälfte und damit das Sprachzentrum fördere und bestimmte Kontrollmechanismen der rechten Hälfte schwäche.

„Der Kern meiner Right- Shift- Theorie ist, dass es ein Gen gibt, das dazu beiträgt, die Sprache in der linken Hirnhälfte zu entwickeln“, so Annett. „Gleichzeitig erhöht es die Wahrscheinlichkeit für Rechtshändigkeit“ (vgl. Podbregar 2014). Zur Debatte steht allerdings, ob der Right- Shift- Faktor tatsächlich direkt die Händigkeit beeinflusst oder ob dieser die Lage des Fötus im Mutterleib bestimmt, welche die Händigkeit des Kindes festlegt.

„Bei Tierversuchen wurde festgestellt, dass bestimmte Kopflagen in bestimmten Entwicklungsstadien des Fötus bei Wirbeltieren massiven Einfluss auf das Gehirn haben. Möglicherweise sorgt der Right- Shift- Faktor beim Menschen dafür, dass es zu einer bestimmten Körperhaltung des Fötus kommt – und sekundär sorgen mechanistische Kräfte dafür, dass man bevorzugt die rechte Hand nutzt“ (vgl. http://www.wissenschaft-im-dialog.de/aus-der- forschung/wieso/detail/browse/21/article/wie-entwickeln-sich-links-und-rechtshaendigkeit.html?tx_ttnews[backPid]=88&cHash=01f42adb1f8f8bd218a447ce6 f5c8f13 24.08.2014).