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3.2 Denk- und Verarbeitungsstrukturen der jeweiligen Hirnhälfte – (10/2014)

Einen Links- und Rechtshänder kennzeichnet nicht nur die Hand, mit der ein Stift zum Schreiben gehalten wird. Vielmehr gibt es eine Anzahl von Unterschieden, die sich in einer typischen Denkweise offenbaren. So geht man von einem rechts- bzw. linkshemisphärischen Denken aus. Die linke Hemisphäre, welche die rechte Körperseite steuert, ist für analytisches und logisches Denken zuständig. Das bedeutet die Fähigkeit, komplexe Probleme schnell zu erfassen und zu lösen, wobei es sich dabei nicht zwingend um einen mathematischen Zusammenhang handeln muss.

Es geht hauptsächlich darum, einen Sachverhalt zu erfassen, ihn zu strukturieren und schließlich eine geeignete Lösungsstrategie zu entwickeln, das Problem zu interpretieren. Des Weiteren denken Rechtshänder linear, d.h. aufeinanderfolgend. Sie sind sehr zielgerichtet und ihre Denkweise hält sich an eine vorgegebene Funktion und ist eng gefasst, kurz gesagt eher unkreativ.

Ebenfalls zeichnen sich Rechtshänder durch ihren Intellekt¹ und Optimismus aus. Die rechte Hemisphäre, die dominante Hirnhälfte bei Linkshändern, ist hingegen durch beziehungsreiches und gleichzeitiges Denken charakterisiert. Linkshänder sind dadurch besser in der Lage, Wissen zu verknüpfen und weiträumiger zu denken. Daraus kann sich ein breites Interessenspektrum bilden, das wiederum zu einem großen Allgemeinwissen führt.

¹Fähigkeit, Vermögen, unter Einsatz des Denkens Erkenntnisse, Einsichten zu gewinnen

Fähigkeiten wie räumliches, perspektivisches und bildhaftes Vorstellungsvermögen ermöglichen eine spontane Kreativität, die es, im Gegensatz zu den Eigenschaften eines Rechtshänders, zulässt, beispielsweise bestimmten Gegenständen neue Funktionen zuzuordnen. Die visuelle Verarbeitungsrichtung verläuft bei Linkshändern von rechts nach links, wodurch in Zusammenhang mit der größeren Fähigkeit der Raumwahrnehmung bei Schulkindern Probleme auftreten können.

Sie schreiben oft in Spiegelschrift oder lesen Worte von rechts nach links. Intuition² aber auch Pessimismus sind ebenfalls charakteristische Kennzeichen für rechtshemisphärisches Denken. Jedoch stellt dies bloß die typische Lateralitätsstruktur der beiden Hirnhälften dar, es kann selbstverständlich zu individuellen Variationen kommen. Aufgrund der oben genannten Fakten sei es daher auszuschließen, dass es echte Beidhänder geben kann, da immer eine Hirnhälfte dominant sein müsse, sonst befänden sich beide Hemisphären im „Wettstreit“, behauptet von Rolbeck.

²Gefühl, Gespür

„[Z]um Begreifen der Umwelt bedarf es der Bewegung und des Greifens. Erfolgt dies beim Linkshänder mit der hierfür ungeeigneten, rechten Hand, ist auch das Wahrnehmen und Verarbeiten sowie Verinnerlichen der Situationen behindert oder verfälscht.“ (/5/S.37) /4/, /5/, /21/

Ein großes Gebiet, in dem sich Links- und Rechtshänder voneinander unterscheiden ist das Sprachverständnis. Dafür verantwortlich sind zwei Zentren im Großhirn, zum einen das Broca-Areal, welches sich im unteren Teil des Stirnlappens befindet und das im Schläfenlappen gelegene Wernicke-Areal. Im Broca-Areal findet die Sprachproduktion statt und das Wernicke-Areal sorgt für das Sprachverstehen.

Bei über 95% der Rechtshänder und bei 70% der Linkshänder liegt das Sprachgebiet in der linken Hemisphäre, welche jedoch nur bei Rechtshändern die dominante darstellt. Dadurch unterliegen Linkshänder meist in Ausdrucksvermögen und Sprachgefühl gegenüber Rechtshändern, da ihr für Sprache verantwortliches Zentrum in der weniger dominanten Hirnhälfte lokalisiert ist. Jedoch zeigt sich bei 15% der Linkshänder das Sprachzentrum in der rechten, der dominanten Hemisphäre und bei weiteren 15% gibt es Hinweise auf eine beidseitige Repräsentation der Sprache.

Dies hat zur Folge, dass bei Schädigungen der einen Hirnhälfte, z.B. durch einen Schlaganfall, die Sprachfähigkeit wieder besser erlangt werden kann, da die andere, nicht geschädigte Hemisphäre diese Funktion übernehmen kann. Allgemein könne man sagen, dass jede Asymmetrie, die man bei Rechtshändern findet, bei Linkshändern schwächer ausgeprägt sei oder gar umgekehrt vorliege, so S. P. Springer¹ und G. Deutsch². Der Ausprägungsgrad der Lateralitätsstruktur ist also von Links- zu Rechtshändern verschieden.

¹ Sally P. Springer, ehemalige Psychologie-Professorin, Arbeit in der wissenschaftlichen Verwaltung der University of California in Davis, Autorin
² Georg Deutsch, Professor für Neurologie und Radiologie an der University of Alabama in Birmingham (USA); Autor

Jedoch steht schon vor der Geburt fest, in welcher Hirnhemisphäre sich das Sprachzentrum entwickelt, geklärt sei bis jetzt aber noch nicht, ob die Sprache die Händigkeit gefördert habe oder umgekehrt, bemerkt von Rolbeck. Die Sprachflüssigkeit und -lebendigkeit eines  Menschen wird unterstützt, indem er seine dominante Hand einsetzt, um Worten einen gewissen Nachdruck zu verleihen. Durch das Agieren in einem Gespräch kann man die Händigkeit einer Person folglich gut beobachten. /1/, /4/, /5/, /9/