Pages Menu
Categories Menu

1.3.2 Erläuterungen zu den verschiedenen Denkarten der rechten und linken Hemisphäre – (10/2003)

Die linke Hirnhemisphäre ist auf das lineare, aufeinanderfolgende Denken spezialisiert. Damit ist gemeint, dass Punkt A und Punkt B durch eine direkte Linie miteinander verbunden sind, Punkt C mit dieser Verbindung jedoch nichts zu tun hat:

AB

C

Unsere Sprache verläuft linear, sie vermittelt sich nur Wort für Wort, Satz für Satz, nicht aber als komplexe Gesamtheit.
Unter dem logisch – sprachlichen Denken versteht man im Allgemeinen das sprachlich vermittelbare Denken. Selbstverständlich denkt die rechte Hemisphäre auch logisch, jedoch scheint dieses Denken sprachlich schwieriger vermittelbar zu sein.

Das synthetische, beziehungsreiche, gleichzeitige Denken stellt einen Zusammenhang zwischen Punkt A, Punkt B und Punkt C viel leichter, eben über B her, es ist um einiges komplexer und alles hat miteinander Verbindung. Diese Mehrdimensionalität führt gleichzeitig zu einem größeren Entzug der sprachlichen Mittel, das heißt, dass einfach zu viele Komplexe enthalten sind, als man einfach sprachlich ausdrücken kann. Deshalb entspricht diese Denkart, die der rechten Hemisphäre zugute kommt, mehr dem Raum und der vielschichtigen Wahrnehmung.

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Ausspruch aus der Biografie des Linkshänders Albert Einstein: „Für mich besteht kein Zweifel daran, dass unser Denken weitestgehend ohne Rückgriff auf Zeichen (Wörter) und vielfach sogar unbewusst vor sich geht(…)Es ist keineswegs notwendig, dass ein Begriff mit einem reproduzierbaren Zeichen (einem Wort) verbunden und mit den Sinnen wieder zuerkennen ist; sobald dies jedoch der Fall ist, wird der Gedanke mittelbar.

Wie wir in 1.3 schon einmal erwähnt haben, steht man bei der Forschung über die Hirnfunktionen, deren Entwicklung und Bestimmung, noch ganz am Anfang. Ursachen dafür sind einerseits, dass die Methoden, Gehirnaktivitäten zu erforschen, sehr teuer sind und andererseits, was die Linkshändigkeit betrifft, es sehr schwierig ist, die verschiedenen Forschungsarten und erforschten Gruppen auf einen Nenner zu bringen sowie die Ergebnisse zu instrumentalisieren. Ein weiteres Problem daneben ist, dass die Händigkeit häufig nur an einer Gruppe der Linkshänder betrachtet wird. Solche typischen Vorgehensweisen werden beispielshalber in Frühförderstellen an Kindern, die dort – vielfach belastet mit den unterschiedlichsten Störungen, welche aber mit der Händigkeit keinen kausalen Zusammenhang haben – unter anderem mehrfach auch als Linkshänder aufgefasst werden, angewandt.

Das Resultat: Die so erhaltenen Ergebnisse werden unreflektiert auf alle Linkshänder übertragen. Die eigentliche Schwierigkeit ist also, dass der Forschung selten eine der realen Population hinreichende heterogene Gruppe an Linkshändern zur Verfügung steht.

Die Händigkeit ist vor allem Ausdruck einer motorischen Dominanz im menschlichen Gehirn und betrifft zum einen die Präferenz einer Hand als auch die stärkere Betonung der hemisphärischen Funktionsart in der entsprechenden kontralateralen Gehirnhälfte.
Darüber hinaus beweist die Praxis, dass, gerade weil die Händigkeit des gesunden Menschen durch genetische Vorgänge für sein ganzes Leben im Gehirn festgeschrieben und somit letztlich nicht zu verändern ist, der Versuch sie nachträglich zu „berichtigen“, größtenteils in schwere Schädigungen des Betroffenen münden.