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2.2.2 Funktionen der einzelnen Hemisphären – (12/2015)

Die rechte und linke Hemisphäre haben unterschiedliche Funktionen, Differenzierungen und Spezialisierungen. Diese betreffen alle Tätigkeitsbereiche und somit „die Rezeption (Aufnahme), die Verarbeitung und die Reaktion hinsichtlich der emotionalen wie kognitiven Bereiche und auch die Geschicklichkeit, das manuelle Reaktionsvermögen und das Abrufen der gespeicherten Inhalte“ (Sattler, 2004, S. 27).

Hinweise auf diese einzelnen Funktionen und deren Zuordnungen in die einzelnen Hemisphären können starke Verletzungen des Gehirns geben, wenn dadurch bestimmte Fähigkeiten, wie zum Beispiel das Sprechvermögen, ausfallen. Weitere wichtige Informationen über die einzelnen Aufgaben der beiden Hemisphären gab Roger W. Sperry um 1981 durch seine Untersuchungen an sogenannten Split-Brain- Patienten (Sattler, 2004, S. 27 ff.).

Durch diese Experimente konnten die unterschiedlichen Arbeitsweisen und Funktionen der einzelnen Hemisphären festgestellt werden. Eine sehr wichtige Entdeckung war hierbei die Lage des Sprachzentrums, auf welches im nächsten Unterpunkt genauer eingegangen wird. Neben der Sprachdominanz konnten zusätzlich weitere Arbeits- und Funktionsweisen des Gehirns durch eben diese Experimente herausgefunden werden.

So wurde festgestellt, dass die linke Hemisphäre, welche für die Steuerung der rechten Körperseite verantwortlich ist, linear und aufeinanderfolgend arbeitet. Im Gegensatz dazu weist die rechte Hirnhälfte, welche die linke Körperseite steuert, eine beziehungsreiche und simultane Arbeitsweise auf (Sattler, 2004, S. 33). Somit ist die rechte Hemisphäre für das „synthetische [und] ganzheitliche Denken“ (Sattler, 2004, S. 33) verantwortlich, während die linke Hemisphäre das „analytische, logisch – sprachliche Denken“ (Sattler, 2004, S.33) bevorzugt.

Durch das simultane Arbeiten der rechten Hirnhälfte können die verschiedenen Informationen relativ schnell eingeordnet werden, was äußerst wichtig für die räumliche Orientierung ist. Dies würde ebenso erklären, weshalb Split-Brain-Patienten mit der linken Hand perspektivisch zeichnen können, da hierbei die rechte Hemisphäre aktiv ist (Abb. 2). Mit der rechten Hand geht diese Fähigkeit jedoch verloren, da die linke Hirnhälfte aktiv ist und somit lediglich unperspektivische Zeichnungen (Abb. 3) entstehen (Sattler, 2004, S. 35).

Außerdem lässt sich damit erklären, dass die linke Hemisphäre bei „sprachfunktionale[n] Aufgaben“ (Jendrusch/ Ritschel/ Wachtel, 2009, S. 67) überlegen ist. Denn die Sprache ist linear und aufeinanderfolgend, das heißt, sie entsteht „Wort für Wort [und] Satz für Satz [und nicht] als komplexe Gesamtheit“ (Sattler, 2004, S. 40).

Da die rechte Hemisphäre komplex und gleichzeitig arbeitet, ist diese beim räumlichen Vorstellungsvermögen und einer vielseitigen Wahrnehmung überlegen (Jendrusch/ Ritschel/ Wachtel, 2009, S. 65 ff.). Weiterhin ist festgestellt und beobachtet worden, dass Linkshänder sogenannte „Gefühlsmenschen“ (Milsom, 2009, S. 18) sind.

Denn in der rechten Hirnhälfte haben neben dem räumlichen Vorstellungsvermögen auch das bildliche Denken und die Sinneswahrnehmungen ihren Platz. In der linken Hemisphäre überwiegen – wie bereits erwähnt – das logische und auch „(mathematisch-) analytische[…] Denken“ (Milsom, 2009, S.19).

Daher werden die von der linken Gehirnhälfte gesteuerten Rechtshänder oft auch als „Verstandesmenschen“ (Milsom, 2009, S. 18) bezeichnet. In der linken Hirnhälfte dominieren außerdem das Sprechvermögen und die Sprachfähigkeit sowie die Steuerung von komplexen Bewegungsabläufen.

Hinzu kommt, dass die linke Hemisphäre ebenso für das Schreiben zuständig ist. Die rechte Hemisphäre hingegen ist der Platz von Gefühlen, Kreativität, Musikalität sowie künstlerischen Fähigkeiten. Auch die „stimmliche Intonation“ (Milsom, 2009, S. 19) wird von dieser Hirnhälfte gesteuert.

Aufgrund dieser Tatsache sind Linkshänder in ihrer Berufslaufbahn häufig in den Bereichen Medien, Kunst, Architektur und Musik aktiv (Milsom, 2009, S. 18 f.). Anhand dieser aufgeführten Punkte lassen sich bestimmte Fähigkeiten und Talente ableiten, die speziell für Links- beziehungsweise Rechtshänder zutreffen. So beispielsweise, dass Linkshänder oft kreativer sind.