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3. Händigkeit im Zusammenhang mit der Hirndominanz – (10/2016)

In Hinsicht auf die verschiedenen Arten der Linkshändigkeit, stellt der Aufbau des Gehirns eine wichtige und erklärende Grundlage dar. Das menschliche Gehirn besteht aus mehreren Bereichen, doch im Zusammenhang mit der Händigkeit betrachten wir erst einmal nur die Großhirnrinde bestehend aus linker und rechter Gehirnhälfte, auch linke und rechte Hemisphäre genannt. Beide haben „[…] ihre spezifischen Aufgabenbereiche.“¹

Jedoch ist eine gute Zusammenarbeit beider Gehirnhälften für komplexere Funktionen ebenso von großer Bedeutung. Die Gehirnhälften arbeiten kreuzweise, das heißt „[…] die linke Hemisphäre ist für die sensorischen und motorischen Funktionen der rechten Körperseite zuständig“² und somit auch für die rechte Hand und die rechte Hemisphäre ist für die linke Körperhälfte verantwortlich und daraus schlussfolgernd auch für die linke Hand.

Wie man dem vorherigen Satz entnehmen kann, sind beiden Gehirnhälften verschiedene Aufgaben beziehungsweise Funktionen zugeordnet. Dabei ist die linke Hemisphäre für unser Sprachzentrum verantwortlich. Darunter zählen die sprachliche Sinnerfassung der Wörter, der allgemeine Wortschatz, besonders abstrakte Begriffe, sowie die Grammatik.

Außerdem ist sie für analytisches und sprach- logisches Denken und für das Erkennen und Planen zeitlicher Abfolgen zuständig. Die rechte Hemisphäre hilft uns dabei, Raum und Perspektive zu vernehmen, das heißt unser Orientierungssinn kann dadurch ausgebildet werden. Zusätzlich ermöglicht sie uns, in Bildern zu denken und beispielsweise Gesichter und Formen zu erkennen beziehungsweise wiederzuerkennen.

„Diese Gehirnhälfte lässt uns Musik verarbeiten, aber auch die Melodie einer Stimme wahrnehmen und unseren gesprochenen Worten durch die richtige Betonung Ausdruck verleihen.“³ Weiterhin ist sie für das Gefühlsverständnis zuständig.

Interessant ist auch zu wissen, dass man durch Erfahrungen und Beobachtungen herausgefunden hat, dass Linkshänder durch die intensivere Benutzung der rechten Hemisphäre sich öfters Berufe auswählen, die auf räumliches Denken basieren, wie beispielsweise bei der Architektur oder im Medien- und Kunstbereich.

Als Linkshänder kann ich diese Behauptung bestätigen, da ich selbst an Berufen der Medienbranche interessiert bin. Trotz den zugeordneten Aufgaben und Funktionen muss das Gehirn zusammenarbeiten, „[…] damit alle Vorgänge reibungslos ablaufen können.“4

¹ Weber, Sylvia: „Linkshändige Kinder richtig fördern: mit vielen praktischen Tipps“ / Ernst Reinhardt Verlag München Basel / 2003 / S. 16
² Ebenda / S. 16
³ Ebenda / S. 17
Ebenda / S. 17

Dabei stellt der Corpus callosum (Hirnbalken) die wichtige Verbindung der Gehirnhälften her und reguliert sowie kontrolliert den „[…] Datentransfer und die Integration der Informationen.“¹ Er besteht aus einem Netz von Nervenfasern, welches den ununterbrochenen Informationsaustausch beider Gehirnhälften ermöglicht.

Für diese Entdeckungen der Hirnstruktur erhielt 1981 Roger W. Sperry zusammen mit Thorsten Wiesel und David Hubel den Nobelpreis im Bereich der Medizin.² Ungeachtet dieser Zusammenarbeit gibt es beim Menschen im Bezug auf die Händigkeit nur eine dominierende Hand. Entweder die rechte oder die linke. Zuerst sollte man jedoch definieren, was dominierend beziehungsweise Dominanz überhaupt bedeutet.

„Dominanz bedeutet, dass eine Überlegenheit einer Hirnhemisphäre in Bezug auf bestimmte Funktionen besteht. Für das Thema der Händigkeit heißt dies, dass [der Mensch] mit seiner dominanten Hand geschickter ist. Es konnte noch nicht geklärt werden, durch welche Mechanismen diese Hirnentwicklung erfolgt.“³

Jedoch stellten Hirnforscher fest, dass die Dominanz angeboren ist und nicht erst beim Heranwachsen beziehungsweise im Verlauf des Lebens ausgeprägt wird. Durch diese festgelegte Dominanz, kann schlussfolgernd die Beidhändigkeit ausgeschlossen werden. Allerdings gibt es Ausnahmen, sodass man dennoch von Beidhändern (Ambidexter) sprechen kann.

Bei dieser Personengruppe ist die „[…] Händigkeitsausprägung noch nicht abgeschlossen oder gestört.“ Es gibt aber auch beispielsweise Menschen, die durch eine Operation am Corpus callosum ein „Split Brain“ besitzen, deswegen können sie mit beiden Händen gleichermaßen hantieren. Dies ist aber sehr selten der Fall.

Da die Händigkeit angeboren ist, kann diese in biologischer Sicht auch nicht geändert werden. Auch wenn man mit einem Kleinkind ein frühzeitiges Training der rechten Hand durchführt, werden die bereits vorhandenen Verhältnisse im Gehirn nicht umgekehrt und somit kann es nicht zum Rechtshänder umerzogen werden.

¹ Weber, Sylvia: „Linkshändige Kinder richtig fördern: mit vielen praktischen Tipps“ / Ernst Reinhardt Verlag München Basel / 2003 / S. 17
² Vgl. ebenda / S. 17
³ Kirsch, Andrea ; Pauli, Sabine: „Linkshänder – Na klar! Das Praxisbuch über linkshändige Kinder“ / Verlag Modernes Lernen Dortmund / 2011 / S. 18
Ebenda / S. 17
Vgl. ebenda / S. 18