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4.2 Sekundärfolgen – (10/2014)

Die resultierenden Sekundärfolgen einer Händigkeitsumstellung sind meist psychischer Natur und äußern sich häufig in Minderwertigkeitskomplexen, Unsicherheit, Zurückgezogenheit, Störungen im Persönlichkeitsbild, Trotzhaltung, Überkompensation durch erhöhten Leistungsdruck, Bettnässen und Nägelkauen oder emotionalen Problemen bis ins Erwachsenenalter mit neurotischen² und psychosomatischen³ Störungen.

² Seelische Erkrankung ohne erkennbare körperliche Ursache /23/
³ Zusammenhang zwischen körperlichen Symptomen und Krankheitsbildern und der Psyche /22/

Minderwertigkeitskomplexe und Rückzugstendenz resultieren hierbei oft aus der Unsicherheit, nicht zu wissen, ob die eigene Intelligenz zuverlässig funktioniert bei bestimmten Anforderungen, wie der Abrufbarkeit von erlerntem und erarbeitetem Wissen. Die nicht verstandene Kausalität zwischen umgeschulter Linkshändigkeit und verschlechterter Reproduktion von Wissen kann hierbei die negative psychische Umsetzung der wahrgenommenen Probleme der umgeschulten Linkshänder verstärken.

Diese leiden zwar unterschiedlich stark an der Diskrepanz zwischen Denken und Reproduktionsfähigkeit (also zwischen Lernfähigkeit und durch Arbeit dargestellte Leistung), viele versuchen diese Mängel jedoch durch starke Überkompensation auszugleichen. Hierbei wird versucht durch erhöhten Leistungseinsatz ein Versagen zu vermeiden, was jedoch zu Überanstrengungen führen kann, worauf der Körper nicht selten psychosomatisch reagiert.

Die betroffenen Personen sind durch den erhöhten Leistungseinsatz abends meist sehr erschöpft oder verarbeiten die Belastung im neurotischen Störkreis. Sattler weist deshalb darauf hin, dass sich in der gängigen Psychotherapie wahrscheinlich ein überdurchschnittlich großer Anteil umgeschulter Linkshänder befände, da das Versagen in Konzentration und Gedächtnis nicht als Ursache der beobachteten tiefen psychischen Probleme und Verunsicherungen erkannt werde.

Dies habe häufige Fehleinschätzungen der Patienten und Fehldiagnosen zur Folge. Ein ebenso typisches Kompensationsverhalten auf Minderwertigkeitsgefühle und Unsicherheiten ist das Nägelkauen, welches durch starken inneren Druck entsteht. Nach und während der Händigkeitsumstellung kann es bei einem umgeschulten Kind auch zum Bettnässen kommen.

Da das Kind in dieser Phase häufig mit den Primär- und Sekundärfolgen der Händigkeitsumstellung überfordert ist, kann es zum Rückzug, verbunden mit Träumen und Schuldbelastung durch sich selbst, kommen. Nach einem erschöpfenden Tag ist der Schlaf oft sehr tief. Es kann passieren, dass das Kind träumt es ginge auf die Toilette, wenn die Blase drückt, anstatt wirklich zu gehen.

Das Bettnässen ist ein Zeichen starker Überforderung. Diese Phase geht meist mit der Gewöhnung des Kindes an enttäuschende Situationen vorbei. Bei zu starkem Druck von außen kann sie jedoch bis in die Pubertät andauern. /6/