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2.1 Links und Rechts in Verbindung mit Himmelsrichtungen – (10/2014)

In der Zeit der Antike bis in das hohe Mittelalter wurden der rechten Seite zunehmend positive Eigenschaften zugesprochen. Zurückzuführen ist dies auf den Zusammenhang von rechts und links mit den Himmelsrichtungen und deren unterschiedliche Bewertung. Schauten die Griechen nach Norden, so befand sich der Osten und somit der Sonnenaufgang auf ihrer rechten Seite, der Sonnenuntergang und die damit verbundene Unterwelt zu ihrer Linken.

Die nach Norden gewandte Blickrichtung sei der Lage des Berges Olymp im Norden Griechenlands zuzuschreiben, so Sattler¹. Die Menschen waren in Bezug auf kosmische Gesetzmäßigkeiten, wie beispielsweise die Rotation und Bahn der kugelförmigen Erde um die Sonne und die damit verbundenen Erscheinungen wie Sonnenauf- und Untergang, völlig unwissend.

So hofften die Menschen stets auf die tägliche Wiederkehr der Sonne. Diese Abhängigkeit führte bei vielen Völkern zu einer Personifikation der Sonne in einer Gottheit. So ist uns noch heute der ägyptische Sonnengott Re oder der durch die Griechen verehrte Sonnengott Helios bekannt, welcher täglich mit seinem Gespann aus dem Osten über den Himmel gefahren sein soll.

Im Westen soll er in die Totenwelt hinabgestiegen sein und sich von dort seinen Weg durch die Unterwelt zurück in den Osten gebahnt haben. Somit galt der Osten als der Ort des Guten und der Auferstehung. Die positive Bewertung hatte eine Orientierung nach Osten zur Folge. Diese sogenannte Ostung vollzog sich sowohl beim Bau eines Hauses, eines Tempels, einer Kirche als auch beim Anlegen einer

Grabstätte und beim Beten. Die Blickrichtung nach Osten wurde häufig auch bei Sterbenden eingehalten, da die Engel, die deren Seelen in das Paradies holen sollten, von dort erwartet worden sind. Es ist zu erwähnen, dass sich die Orientierung in Abhängigkeit von der Sonne stabil zu den Himmelsrichtungen verhält. Links und rechts verhalten sich labil zu den Himmelsrichtungen, da der Bezugspunkt der Mensch selbst ist. Durch diese Subjektbezogenheit ist die Richtung von rechts und links dementsprechend stets veränderbar. /7/

¹ Dr. Johanna Barbara Sattler, Psychologin, approbierte Psychotherapeutin, Leiterin der ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder, München; Autorin für Fachliteratur für Linkshändigkeit

In der heutigen Zeit wird den Himmelsrichtungen keine große Bedeutung mehr zugesprochen. Sie spielen lediglich beim Zurechtfinden auf einer Landkarte oder beim Suchen eines in der Sonne gelegenen Platzes eine Rolle. /8/