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2.3.2.2 Praxisstudien in einem Kindergarten – (11/2005)

Um die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die ich in 2.3.1 schildere, praktisch zu untermauern, besuchte ich im Katholischen Kindergarten St. Elisabeth in Weimar eine mittlere Gruppe mit Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren. Meine Beobachtungen hatte ich nach einigen typischen Händigkeitsbeispielen gegliedert. (siehe Anlage 4)

Die Erzieherin machte mich gleich zu Beginn meines Aufenthalts auf ein vierjähriges Mädchen aufmerksam, von dem sie nach einiger Beobachtung vermutete, dass es zur Linkshändigkeit tendiert. Ich beobachtete sie beim Spielen mit anderen Kindern und stellte fest, dass sie mehrere Tätigkeiten mit der linken Hand ausführte, welche ein rechtsdominantes Kind mit rechts ausführen würde. Beispielsweise trug sie ein schweres Buch in der linken Hand und versuchte auch beim „Küche“ spielen die Kunststoffmöhren mit links aus dem Topf zu holen. Ein weiteres Indiz für die Linksdominanz des kleinen Mädchens erkannte ich beim Kneten. Die Kinder sollten Tiere oder Menschen modellieren. Erst wusste das Mädchen noch nicht, was sie formen wollte und versuchte erst einmal, die Knete in der Hand weicher zu machen um sie besser formen zu können.

Nachdem ich einigen anderen Kindern geholfen hatte ihre Tiere noch zu verschönern und haltbarer zu machen, fragte ich die Kleine, was sie denn nun machen wollte und sie entschloss sich, eine Schlange zu formen, weil sie bei einem anderen Mädchen gesehen hatte, dass es relativ einfach ist und man nur eine lange Schlange rollen musste. Vorher hatte ich bereits beobachtet, wie sie mit der linken Hand versuchte, das Gesicht eines Hundes zu formen, was eine feinmotorische Aufgabe ist und oft von der dominanten Hand durchgeführt wird. Auch die Knetrolle für ihre Schlange rollte sie vorwiegend mit der linken Hand. Außerdem nahm das Kind beim Saubermachen der Unterlage den Spachtel in die linke Hand und hielt mit der rechten nur das Brett auf dem sie geformt hatte.

Auch das Spielen auf dem Freigelände des Kindergartens konnte ich beobachten und dabei bemerkte ich auch manche Auffälligkeiten. Die linke Hand wurde bei dem kleinen Mädchen vornehmlich zum Spielen im Sand und zum Festhalten der Sandschaufel benutzt. Außerdem beobachtete ich bei einem kleinen Jungen, dass er beim Pferdchenspiel mit einem Hulahupreifen und einem Springseil immer das Seil in der linken Hand hielt, wobei das Mädchen, das mit ihm spielte, die rechte Hand benutzte.

Natürlich ist mir klar, dass man im Alter von vier Jahren noch nicht zu hundert Prozent festlegen kann, zu welcher dominanten Hand ein Kind tendiert, aber mit meinen Beobachtungen habe ich versucht, auch einige Tests einmal selbst durchzuführen.