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5.2 Verschiedenartigkeit in Konnotation der linken und rechten Seite und Reste im heutigen Sprachgebrauch – (10/2016)

Und auch im Alltag werden wir immer wieder, sei es freiwillig oder unfreiwillig, mit der Verschiedenartigkeit von Konnotation der Wörter „rechts“ und „links“ konfrontiert.

Vielfach bemerkt man diese alltägliche Abwertung der linken und indirekte Lobpreisung der rechten Seite gar nicht. Bedenkt man beispielsweise folgendes Exempel:
Gleich zu Beginn des Tages steht man möglicherweise „mit dem linken Fuß“ auf. Diese Redewendung ist nicht wörtlich zu sehen. Sie beschreibt den Zustand eines Menschen, der früh am Morgen eine missmutige Stimmung verspürt. Ursprünglich beschreibt diese Redensart, dass durch das zeitige Aufstehen der Bauern, oft schlaftrunkene Unvermögen, sich kurz nach dem Wachwerden den richtigen Schuh anzuziehen, umzuknicken und somit den restlichen Tag griesgrämig zu sein. Hier wird die Verstimmung am Morgen durch den „falschen“, den linken Fuß, ausgedrückt.

Weiterhin könnte beim Zubereiten des Frühstücks, festgestellt werden, dass man „zwei linke Hände“ hat.
Erneut erkennt man die negative Wortbedeutung des Wortes „links“. Es steht in diesem Sprichwort für das Unbeholfene. Deshalb kann man mit zwei linken Händen nichts „rechtes“ anfangen.

Vlg. www.metaportal.at/cgi-bin/ikonboard/topic.cgi?forum=7&topic=604 (3.04.2016,15:21 Uhr)

Man gilt als manuell ungeschickt. Hier lässt sich die pejorative Verfestigung dieser Vorurteile in unserer Sprache nachzuweisen, denn ein Synonym zu ungeschickt ist „linkisch“. Anschließend verlässt man das Haus sehr gestresst, da man „rechtzeitig“ zur Arbeit kommen möchte, denn als „rechtschaffener“ Bürger verdient man sein Geld, indem man „das Rechte“ tut. In diesen vielfältigen Formulierungen kommt eindeutig die positive Wortbedeutung von „rechts“ zum Ausdruck. Das „Richtige“, das „Gute“ wird bis heute mit der rechten Seite assoziiert.¹ Später bemüht man sich dann im „rechten Licht“ dazustehen, um nicht „links liegen gelassen zu werden“.

Redensartlich bedeutet es, mit Absicht nicht beachtet zu werden. Diesen negativen Zustand, den es zu vermeiden gilt, drückt auch hier wieder das „Links“ aus. Eine Erklärung, warum man bis heute diesen Terminus gebraucht, könnte die hohe Einprägsamkeit des Stabreims (Alliteration) sein. Die Wiederholung ein und desselben Buchstabens steigert die Eindringlichkeit und macht es einfacher, sich zu merken.

Wenn beim Weg die schwarze Katze von links nach rechts kreuzt, „pechts“ redensartlich, dagegen „gelingts“, wenn das Tier von rechts nach links die Straße überquert. Wieder steht die linke Seite eng mit etwas Negativen in Verbindung.
Wenn einem gesagt wird, man „kommt vom rechten Weg ab“, macht man sich Sorgen. Dagegen bestärkt die Aussage „das Herz am rechten Fleck zu haben“, eine Person in ihrem Handeln.

Doch woran liegt das? Wo liegen die Ursprünge der negativen Konnotation der linken Seite, die sich durch die verschiedensten Sprachen zieht?
Schon im Volksglauben gilt die linke Seite als ungünstigere, unglückbringende – oder in Bezug auf die Hand – als die ungeschicktere Seite.

Auch in alten hebräischen Schriften wird anstatt „Linkshänder“, als Synonym „auf der rechten Hand ungeschickt.“ verwendet.²
Bereits die alten Römer stellten durch die ursprüngliche Wortbedeutung des Wortes „sinister“ für links, welches heute für „unheilvoll, düster, unbeholfen, böse“ abwertend übersetzt wird, die Negativität heraus, die darin liegt, Linkshänder zu sein.

Eng in Verbindung mit diesem Wort steht auch die englische Bezeichnung für Linkshänder „sinistrals“. Sinistral steht neben der Seitenangabe auch für böse, schlecht und unheilvoll. Außerdem werden Betrunkene in England umgangssprachlich auch „completly left- handed“ genannt, was eindeutig impliziert, dass sie in ihrem Zustand sehr gehindert sind.³

¹ Vgl. Kirsch, Andrea ; Pauli, Sabine: „Linkshänder – Na klar! Das Praxisbuch über linkshändige Kinder“ / Verlag Modernes Lernen Dortmund / 2011 / S.21
² Vgl. Eder, Marion: „Pädagogische Aspekte der Linkshändigkeit“ / Diplomica / 2001/ S.12
³ Vgl. http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/linkshaender-33-erstaunliche-fakten/7248610.html (10.07.2016, 18:04 Uhr)

Im Gegensatz dazu, ist das lateinische Wort für rechts („dextra“) gleichbedeutend mit Mut, Tapferkeit und Treue, sowie das französische „droit“ für rechts gleichbedeutend mit dem Recht ist.¹
Noch deutlicher wird die negative Konnotation von links im Italienischen. Zwar bedeutet destro wieder geschickt und sinistro unglücklich, allerdings wird das Wort „mancino“ vulgärerweise für den Übeltäter verwendet, welches in seiner eigentlichen Bedeutung aber „der Linkshänder“ heißt.²

Ähnlichkeiten dazu lassen sich auch im Spanischen nachweisen, wo der Ausdruck „no ser zurdo“ clever sein bedeutet, wortwörtlich übersetzt aber „nicht linkshändig“ bedeutet.³
Die Ursachen sind unter anderem schon in der Wortbedeutung zu suchen. Das Adjektiv „links“ stammt von seiner ursprünglichen Bedeutung von „link“ für ungeschickt ab, und diente als Ersatz für das altgermanische Wort „winster“.

Wiederum leitet sich von „link“, welches wir heute im Sinne von hinterhältig und verschlagen benutzen, das Wort „linkisch“, für ungeschickt, ab. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass für die meisten Menschen (zwischen 80- 90 Prozent) die linke Seite als die ungeschicktere Seite gilt.
Wenn man sich vorstellt, wie man am Ende des Tages den Fernseher anstellt, könnten die Nachrichten laufen, die über das neuste Wahlergebnis berichten. Sogar bis in diesen Bereich haben sich die diffizilen Wortbedeutungen von „links“ und „rechts“ ausgebreitet.

Viele Menschen assoziieren hier jedoch „rechts sein“ mit etwas Schlechterem, als wenn man „links ist“.
Diese Bezeichnungen aus dem politischen Sprachgebrauch gehen auf die Geschichte Frankreichs zurück. Dort wurde 1789 im Zuge der Französischen Revolution die Nationalversammlung einberufen. Diese galt als eine der ersten europäischen Parlamente, die wir im heutigen Sinne kennen. Genau aus dieser Zeit, stammen auch die Bezeichnungen für politische Auffassungen, die entweder „rechts“ oder „links“ waren.

Das Ganze ist eng in Verbindung mit der Anordnung der Sitze im Parlament zu sehen. Somit saßen auf der linken Seite des Parlaments Anhänger der Republik, welche auf Kosten individueller Freiheiten soziale und politische Gleichheiten anstrebten, im Gegensatz zu den Rechten, denen die individuellen Freiheiten wichtiger waren als die Gleichheit aller.

Seit 1848 finden wir diese Sitzordnung auch in Deutschland vor.
Klar von der rechten Sitzordnung im Parlament, bedingt durch die Geschichte, ist die zunehmend negativ konnotierte Formulierung des „rechts seins“, aufgrund fremdenfeindlicher

¹ Vgl.www.lieb-links.com/Linkshaender-und-Gesellschaft (3.04.2016,15:39 Uhr)
² Vgl. Eder, Marion: „Pädagogische Aspekte der Linkshändigkeit“ / Diplomica / 2001/ S.12
³ Vgl. ebenda / S.12
Vgl.www.politik-lexikon.at/links-rechts /(3.04.2016, 15:49 Uhr)

Gesinnung und Orientierung der Rechtsextremisten am Nationalsozialismus, sowie am Faschismus, zu trennen.¹
Mein Exempel illustriert, dass nicht in den meisten gesellschaftlichen und politischen Bereichen, die Bezeichnung des „links“ und „rechts“ entweder stark negativ oder positiv besetzt ist.

Abschließend lässt sich feststellen, dass in deutlich mehr Bereichen die negativ konnotierte linke Seite durch Sprichwörter vielfältiger Art, welche seit der Antike in den Sprachgebrauch verwurzelt sind, herabgesetzt wird, als dass die rechte Seite das Positive repräsentiert.

¹ Vgl.www.helles-koepchen.de/artikel/3326.html (3.04.2016, 16:00 Uhr)