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Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen

Zur Geschichte der Linkshändigkeit

Autorin: Dr. Johanna Barbara Sattler Verlag: Auer Verlag Auflage: 1. Auflage Erscheinungsjahr: 2000 Preis: 21,90 € ISBN: 978-3-403-03200-0 Sprache: Deutsch

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Aspekte der emanzipatorischen Entwicklungen der Linkshänder in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts

Ein Rückblick

Linkshändigkeit in der Schulzeit

Hebräisch – die ideale Schrift für den Linkshänder?

Studium – die Suche nach einem interdisziplinären Ansatz

Die Dissertation – ein Versuch der Interdisziplinarität

Grundlagenforschung

Die erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder

Interessenvereinigung für Linkshänder und Deutsche Brain-Breaking-Hilfe

Einleitung zur Dissertation

I. Faktoren, die zur Seitigkeit in der menschlichen Wahrnehmung und im Bilde beitragen

1. Der Traditionsfaktor

1.1  Einleitung

1.2  Bemerkungen über die Orientierung bei verschiedenen Völkern und in verschiedenen Religionen

1.2.1 Allgemeine Bemerkungen

1.2.2 Die Einteilung des Himmelstemplums nach Heinrich Nissen

1.2.3 Die christliche Gebetswendung nach Osten

1.3  Die Orientation des Kirchengebäudes im Christentum

1.3.1 Ostung oder Westung der Kirche

1.3.2 Auswirkung der symbolischen Bedeutung der Himmelsrichtungen auf das Kirchengebäude

1.4  Die Bedeutung von Links und Rechts in der abendländischen Kultur

1.4.1 Vorbemerkungen

1.4.2 Römer und Griechen

1.4.3 Altes Testament

1.4.4 Neues Testament

1.5  Links und Rechts in der ausgehenden Altchristlichen Zeit, im frühen und im hohen Mittelalter, untersucht mittels verschiedener Quellen

1.5.1 Methodische Vorüberlegungen

1.5.2 Schriftliche Quellen

1.5.3 Links und Rechts im Kirchengebäude

1.5.4 Kreuzigungsdarstellungen

1.5.5 Rechts und Links im Weltgerichtsbild

1.5.6 Ehrenplatz rechts oder links

1.6  Zusammenfassung der Ergebnisse

2 Der wahrnehmungspsychologische Faktor von Links und Rechts

2.1  Einleitung

2.2 Die zwei Gehirnhemisphären

2.2.1 Anatomische Funktion

2.2.2 Unser Wissen über die verschiedenen Funktionen der Gehirnhemisphären

2.2.3 Die Gehirnhemisphären-Lateralisation

– zwei verschiedene Funktionsfähigkeiten

– zwei verschiedene Bewusstseinsmodi

•Die Hemisphärenspezialisationen

2.2.4 Die Händigkeit als Ausdruck einer motorischen Gehirnhälften-Dominanz

2.3  Die visuelle Lateralisation

2.4  Kunst und Lateralität

2.5  Zusammenfassung der Thesen

II. Die kunstwissenschaftliche Forschung zur Seitigkeit und Kompositionsrichtung

3 Wissenschaftliche Erklärungsmodelle für die unterschiedliche Seitenwahrnehmung

3.1  Einleitung

3.2  Die Anfänge der kunstwissenschaftlichen Untersuchung der „Blickbahn“

3.2.1 Einführende Bemerkungen

3.2.2 Harmonische und disharmonische Diagonalen nach Wassily Kandinsky

3.2.3 August Schmarsow und Anton Faistauer

3.2.4 Heinrich Wölfflin

3.3  Eine Weiterentwicklung des Ansatzes von Heinrich Wölfflin bei Mercedes Gaffron

3.4  Die Kompositionsanalyse in Hinsicht auf Rechts und Links bei Kurt Badt

3.5  Exkurs: Das Problem der Seitenumkehrung in der Druckgrafik

3.5.1 Einleitung

3.5.2 Heinrich Wölfflin und Paul Oppe’

3.5.3 Die Lichtführung als Kriterium bei Eduard Flechsig

3.5.4 Mercedes Gaffron und ihre Thesen zu Rembrandts Druckgrafik

3.5.5 Wilhelm Boeck zu Rembrandts Druckgrafik

3.5.6 Karl Arndt zur Druckumkehrung in Dürers Apokalypse

3.5.7 Zusammenfassung der Thesen

3.6  Experimentelle Untersuchungen

3.7  Konvention und Schrift bei der Kompositionsrichtung

3.8  Blickbahn und Kompositionsrichtung

3.9  Die Kompositionsrichtung und die beiden Faktoren

3.10  Kurze Zusammenfassung der Untersuchungen einiger Aspekte der Seitigkeit

III. Untersuchung ausgewählter Beispiele der romanischen Plastik Burgunds hinsichtlich der Faktoren und der Kompositionsrichtung

4 Liturgische Seitigkeit in der Kunst

4.1  Einleitende Wesensbestimmungen der romanischen Plastik in Burgund

4.1.1 Das historische Burgund als Kunstlandschaft

4.1.2 Die romanische Plastik in Burgund und die Literatur

4.2  Zur Untersuchungsmethode und Auswahl der Beispiele

4.3  Karte der burgundischen Orte mit skulptierten romanischen Portalen

4.4  Christus in der Mandorla

4.4.1 Christus in der Mandorla mit 2 Engeln

4.4.2 Himmelfahrt und Aussegnung des Geistes

4.4.3 Maiestas Domini

4.4.4 Jüngstes Gericht

4.5  Leben Christi

4.5.1 Szenen der frühen Kindheit Christi

4.5.2 Abendmahl – Gastmahl

4.5.3 Christus und Jünger

4.6  Adam und Eva

4.7  Sonstige Motive

4.8  Ergebnisse

5 Anhang zur Dissertation

5.1  Schema des Himmelstemplums von Heinrich Nissen

5.2  Bemerkungen zur Linkshändigkeit

5.2.1 Fragmente zu einer noch nicht geschriebenen Geschichte der Linkshänder

5.2.2 Entstehung der Händigkeit – Wissenschaftliche Erklärungsversuche

5.2.3 Einige Hinweise zum statistischen Material über die Händigkeit

5.2.4 Negative Folgen der gewaltsamen Umschulung des Linkshänders auf die rechte Hand , zitiert nach Dieter Gramm und anderen

5.2.5 Biografischer Bericht von Margaret Mead über ihre beiden linkshändigen Schwestern

5.3  Liste der skulptierten romanischen Portale im Burgund

5.4  Fundortnachweis von Abbildungen der im III. Teil behandelten Skulpturen

IV. Händigkeitsproblematik

6 Wechselwirkung zwischen Theorie und Praxis

6.1  Linkshändige Künstler

6.1.1 Die erste Ausstellung von Werken linkshändiger Künstler

6.1.2 Weitere Ausstellungen

6.2  Linkshändigkeit in den Medien

6.2.1 Die Karikaturistin Franziska Bielek – eine prominente umgeschulte Linkshänderin

6.2.2 Interviews und Agenturmeldungen zur Linkshändigkeit

6.3  Einstellung der Wirtschaft zur Linkshändigkeit

6.4  Benefizkonzert zugunsten der Linkshänder

6.5  Wissenschaftliche Kontakte

6.5.1 Forschung und Schicksale

6.5.2 Physiologischer Kongress in Istanbul: Linkshändigkeit ist ein Thema

6.6  Suche nach Zugängen zur Erinnerung an die Umschulung

6.6.1 Problematik der Rückführungshypnose

6.6.2 Hypnose-Exploration als Untersuchungsmethode

6.7  Zusammenarbeit mit dem Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung und dem Kultusministerium

6.8  Anmerkungen zu Läden und Versandhandel mit Produkten für Linkshänder

6.9  Multiplikationsprozesse

6.9.1 Außenstelle auf dem Land

6.9.2 Medientransformation der Linkshänder-Problematik

6.9.3  Lehrerfortbildungen

6.10  Kindergruppen – eine Hilfe zur Integration

6.11  Finanzierungshürden

•Besuch beim Sozialminister

•Haushaltsdebatten im Parlament

•Kurioser Angriff auf die Selbsthilfe

•Vermächtnis an die Linkshänder

•Informationsdefizit

6.12  Fortsetzung von Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen

6.13  Unendliche Geschichte der anderen Art

Literaturverzeichnis

Abkürzungen der häufig verwendeten Literatur

Vollständiges Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Artikel, Briefe und Interviews

Verzeichnis der Abbildungen und Bildnachweise

Verzeichnis der Figuren und grafischen Übersichten

Adresse der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder

Register

Klappentext

Linkshänder sehen anders als Rechtshänder! Die Autorin stellt fundiert und anschaulich wissenschaftliche Forschungsergebnisse der Wahrnehmungspsychologie im Hinblick auf die unterschiedliche Wirkung der rechten und linken Seite dar. Die Asymmetrie der menschlichen Sinneswahrnehmungen und die symbolisch tradierte Bedeutung von Links und Rechts schlagen sich auch in den bildenden Künsten, in Sitten, Bräuchen und Aberglauben nieder. In vielen Bildwerken der religiösen Kunst des Abendlandes sind auf der linken Seite die Schlechten und auf der rechten Seite die Guten abgebildet. In Kirchen sitzen links die Frauen – als „irdisch“ klassifiziert -, während den „geisterfüllten“ Männern die rechte Seite gebührt. Eng ist mit einer solchen Bewertung die Geschichte der Linkshändigkeit verbunden. Linkshändern wurden oft Eigenschaften zugeschrieben, die sich aus der geschichtlich tradierten Seitenbewertung von Links und Rechts herleiten lassen: Noch in unseren Tagen wird z. B. ein linkshändiges Kind hin und wieder als „linker Schächer“ bezeichnet.

Im zweiten Teil des Buches dokumentiert die Autorin heutige Emanzipationsentwicklungen der Linkshänder zu einer immer selbstbewussteren Gesellschaftsgruppe. Aber auch dauerhafte Verletzungen, die vielen Linkshändern durch die Umschulung der Händigkeit widerfuhren, werden in Einzelbeschreibungen exemplarisch aufgezeigt.

Ein Buch, das deutlich macht, wie tief eingewurzelt die Vorurteile gegenüber Linkshändern sind und wie leicht sich eine alte abwertende Einstellung bei Bedarf aktuell instrumentalisieren lässt.

Dr. Johanna Barbara Sattler, Psychologin, approbierte Psychotherapeutin, Leiterin der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder, München. Zahlreiche Fachveröffentlichungen, Seminare und Vorträge für TeilnehmerInnen verschiedener Berufsgruppen aus den Bereichen Schule, Erziehung und Therapie. Verfasserin der Bücher „Das linkshändige Kind in der Grundschule“, „Die Psyche des linkshändigen Kindes“, „Übungen für Linkshänder. Schreiben und Hantieren mit Links“, „Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn“.

 

Leseprobe

1.5.2 Schriftliche Quellen

Die Ausgangssituation für die Links-Rechts-Beziehung im Christentum war die allgemeine Ausdeutung der griechisch-römischen Kultur, nach welcher Rechts die glückliche, Links die unglückliche Seite bedeutete.

Auch im semitischen Sprachbereich war Rechts Synonym für bevorzugt und günstig, hingegen Links für verkehrt, minderwertig und ungünstig.1

Besonders extrem war diese Polarisierung bei den Pythagoreern und in den orphischen Mysterien, die verwandte Kultbräuche hatten. So entsprach den orphischen Jenseitsvorstellungen ein seliges Rechts und ein unglückliches Links.2 Und in der pythagoreischen Tradition soll das Eine, Männliche, das Licht, das Gerade, das Gute und das Rechts einander entsprochen haben, sowie das Viele, das Weibliche, das Finstere, das Böse und das Links.3 Die Pythagoreer sehen links den leichteren Weg zum Bösen und Verderben, wohingegen der ‚Weg zur Tugend und Seligkeit rechts steil empor ging.4

 


1 – Dölger, „Die Sonne der Gerechtigkeit“ S. 39 2 – Dölger, „Die Sonne der Gerechtigkeit“ S. 39 3 – Fritsch, S. 17 4 – Dölger, „Die Sonne der Gerechtigkeit“ S. 39

Informationen über die Autorin

Frau Dr. Johanna Barbara Sattler, die Gründerin und Leiterin der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder in München, ist Psychologin und approbierte Psychotherapeutin.

Über ihre Forschungen zur Händigkeit und den Folgen der Umschulung der Händigkeit veröffentlichte sie mehrere Bücher und viele Fachartikel. Sie bietet Seminare und Vorträge für Angehörige verschiedener Berufsgruppen aus den Bereichen Therapie, Schule und Erziehung an. Fachleute aus verschiedenen Bereichen können unter ihrer Leitung eine Zusatzausbildung zum/zur LinkshandberaterIn absolvieren. Sie ist Verfasserin der Bücher:

  • „Das linkshändige Kind in der Grundschule“, erschienen im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
  • „Die Psyche des linkshändigen Kindes. Von der Seele, die mit den Tieren spricht“
  • „Übungen für Linkshänder. Schreiben und Hantieren mit links“
  • „Übungsheft für Linkshänder“
  • „Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn“
  • „Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit“