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3 Historische Bewertung der linken und rechten Seite (09/2014)

„Wann die Leidensgeschichte der Linkshänder begonnen hat, lässt sich wohl kaum noch feststellen. Ja, selbst eine ausführliche Geschichte der Linkshändigkeit ist bis heute noch nicht geschrieben worden.“¹⁵ Doch wie kam es dazu, dass die linke Seite eine negative Bewertung erlangte? Seit Beginn der Menschheit wurde akzeptiert, dass sich das Herz auf der linken Körperseite und die Leber auf der Rechten befinden.

Bezüglich der Händigkeit, der Präferenz der linken oder rechten Hand, wird jedoch Linkshändigkeit als falsch und Rechtshändigkeit als richtig bzw. als Norm angesehen.¹⁶ Bis heute sind bestimmte Vorurteile und Traditionen in der Geschichte verankert, wie z.B. die Verbindung der Linkshändigkeit mit verstärkter Neigung zu Sprachstörungen oder Legasthenie, worauf im Punkt 7.3 näher eingegangen wird. Auch im Aberglauben und in der christlichen Liturgie zeigen sich immer wieder Abneigungen gegenüber Linkshändern.¹⁷

¹⁵ Sattler, Johanna Barbara, Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen, S.228.
¹⁶ Vgl., ebenda, S.12.
¹⁷ Vgl., Sattler, Johanna Barbara, Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen, Sattler, S.16.

„Die Geschichte der Linkshändigkeit und die eigenartig untergeordnete bis negative Rolle, die Linkshänder lange Zeit spielten, gehen weit zurück und sind mit unseren heutigen historischen und naturwissenschaftlichen Methoden und Mitteln in ihren Anfängen kaum nachvollziehbar.“¹⁸ Um diese jedoch ansatzweise verstehen zu können, ist es von großer Bedeutung, die Bewertung der unterschiedlichen Seiten von Beginn der Steinzeit an zu betrachten.

Zu dieser Zeit gab es erstaunlicherweise einen Linkshänderanteil von 50%, wie uns Höhlenmalereien mit linkshändigen Schützen und Speerwerfern beweisen.¹⁹ Jedoch gab es auch Völkergruppen der Ureinwohner Australiens, Südafrikas oder auch Mexikos, welchen die Begriffe links und rechts fremd waren. Damit sie sich trotzdem orientieren konnten, nutzten sie die Himmelsrichtungen.²⁰

¹⁸ www.lefthander-consulting.org., (09.08.2014, 11:10 Uhr).
¹⁹ Vgl., ebenda.
²⁰ Vgl., ebenda.

In der Antike spielte die Sonne eine entscheidende Rolle, da durch ihr Aufgehen am Morgen, ihre tägliche Bahn am Horizont und ihr Untergehen am Abend die Himmelsrichtungen bestimmt wurden. Die Menschen erwarteten jeden Morgen gespannt die nicht selbstverständliche Rückkehr der Sonne und verehrten sie deshalb.²¹

Außerdem beteten die Christen gen Osten und nahmen somit Bezug auf die Handlungen Christus: „Er soll nach Osten am Ölberg in den Himmel gefahren sein und werde auch von Osten wiederkehren, denn im Osten liegt das Paradies.“²²

²¹ Vgl., Sattler, Johanna Barbara, Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen, S.28.
²² ebenda, S.31.

In der abendländischen Kultur ging jedoch die Bestimmung von links und rechts von jedem Individuum und dessen Standpunkt aus und stand in keinem Zusammenhang mit den Himmelsrichtungen. Jeder Ortswechsel veränderte somit auch die subjektive Wahrnehmung von rechts und links.²³ Trotz allem blieb die rechte immer noch die bevorzugte Seite, was sich heutzutage auch in unserer Sprache erkennen lässt. In welcher Form die Bewertung der Seiten in unserem Sprachgebrauch vorkommt erfahren sie im Punkt 4.

²³ Vgl., Sattler, Johanna Barbara, Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen, S.41.