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3.4 Der Alltag der Linkshänder – (09/2023)

Der Alltag für einen Linkshänder in der heutigen, rechtsorientierten Welt ist nicht immer einfach. Schon in der Industrialisierung hat man die Maschinen so gebaut, dass sie leicht zugänglich für einen Rechtshänder sind.1 Wer also linkshändig war, musste besonders aufpassen, wie die Maschine funktioniert, um nicht am Ende einen Finger zu verlieren. Es erwies sich also damals als nicht praktisch, Linkshänder zu sein und auch heute ist es immer noch nicht einfach, im Schul- und Arbeitsalltag ein leichtes und geschmeidiges Leben zu führen. Die Gebrauchsgegenstände und Wohneinrichtungen unserer heutigen Zeit sind überwiegend für Rechtshänder kreiert und gebaut wurden.2 In der Schule gibt es unter 15 Scheren nur eine Linkshänder-Schere, die dann stumpf und nicht nutzbar ist. Bei Ringheftern und Papierblöcken liegt die Scheibhand unangenehm auf den Ringen und ordentliches Schreiben ist erst in der Mitte des Blattes möglich. Die Schrift wird von der linken Hand verwischt, weil die Tinte noch nicht komplett getrocknet ist und der Text wird unleserlich. Lehrer beschweren sich über die unleserliche und verwischte Schrift, doch der linkshändige Schüler kann nichts daran ändern. Bei der Planung des Sitzplanes müssen die Lehrer darauf aufpassen, den Linkshänder links von jemandem zu setzten, damit sich die Schüler nicht gegenseitig mit den Händen im Weg sind. Das spätere Berufsleben wird nicht einfacher. Die Linkshänder müssen sich an die Rechtshändigkeit der Kollegen gewöhnen und haben somit Probleme mit Bedienungselementen wie die Computermaus oder die Tastaturen auf dem Drucker.3 Durch solche Arbeitsumstände und durch rechtsorientierte Geräte passieren den Linkshändern mehr Unfälle am Arbeitsplatz, beim Sport und im Haushalt.4 Bei Teamwork-Abläufen haben sie genauso viele Probleme. Vor allem in der Medizin beim Assistieren in Krankenhäusern und Arztpraxen und im Restaurant passieren Linkshänder mehr Unfälle als Rechtshänder. Ganz gefährlich ist es bei Autounfällen. Statistischen Zahlen zufolge ist die Autounfallrate bei Linkshändern doppelt so hoch wie bei Rechtshänder.5Während also Rechtshänder bequem mit ihrer dominanten Hand den Gang wechseln können, müssen Linkshänder erst einmal überlegen, wie sie jetzt mit ihrer nichtdominanten Hand den Knauf greifen und in welche Richtung sie schalten müssen.

Weil die Linkshändigkeit eine Minderheit gegenüber der Rechtshändigkeit ist, können sich Rechtshänder nur schwer in dieses Leben als Linkshänder hineinversetzten. Aus diesem Grund haben Linkshänder überall in der Welt sogenannte Linkshänderläden eröffnet, wo Linkshänder alles für ihre Linkshändigkeit kaufen können, angefangen von der Computermaus bis hin zum umgedrehten Portemonnaie.6 Solche Läden können auch Rechtshändern einen Einblick geben, was ein Linkshänder braucht, um ein genauso komfortables Leben führen zu können wie ein Rechtshänder.

  1. Vgl. Linkshändig?. 2002. S. 15 ↩︎
  2. Vgl. Linkshändig?. 2002. S. 16 ↩︎
  3. Vgl. Linkshändig?. 2002. S. 88 ↩︎
  4. Vgl. Linkshändig?. 2002. S. 88 ↩︎
  5. Vgl. Linkshändig?. 2002. S. 88 ↩︎
  6. Vgl. Linkshänder?. 2002. S. 90-97 ↩︎