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4.5 Rückschulung der Händigkeit – (11/2011)

Da ein umgeschulter Linkshänder fast immer die 3 bis 10 fache Lebensenergie braucht, denken viele der Betroffenen über eine Rückschulung der Händigkeit nach. Eine Rückschulung eines umgepolten Linkshänders zum Schreiben mit der linken Hand stellt in jedem Fall einen erneuerten Eingriff in Gehirnabläufe dar.¹

Man muss von Betroffenen zu Betroffenen einzeln abwiegen, ob eine solch extreme Maßnahme die Lösung zu mehr Ausgeglichenheit und mehr Leistungsfähigkeit darstellen kann oder das Risiko einer Überbelastung mit schlimmen Folgen zu groß ist. Experten widersprechen einer pauschalen Befürwortung, wie sie von den Betroffenen leichtfertig vertreten wird.

¹ vgl. Weber, S.57

Um eine Entscheidung zu einer Rückschulung auf die ursprünglich dominante, in den meisten Fällen die linke Hand zu treffen, müssen einige der folgenden Umstände in Betracht gezogen werden:²

  1. a)  Alter des Betroffenen
  2. b)  Einstellung des Betroffenen zur Linkshändigkeit allgemein und zu einer Rückschulung
  3. c)  Einstellung des Betroffenen und seiner Bezugspersonen (Familie, Lehrer) zu einer Rückschulung auf die dominante Hand
  4. d)  Alter des Kindes, Ort sowie Art und Weise der früher statt gefundenen Umschulung auf die nicht dominante Hand
  5. e)  Grad der Umschulung, d.h. wie viele Tätigkeiten umgestellt wurden und wie viele mit der nicht dominanten Hand weitergeführt wurden
  6. f)  Art der aufgetretenen Umschulungsfolgen und ihre Ausprägung
  7. g)  Bedeutung und Rolle des Schreibens im gegenwärtigen Leben des Umgeschulten (Ausbildung, Beruf, Privatleben)
  8. h)  Aktuelle Lebensbedingungen (Krisen- und Umbruchsituationen, Instabilität durch Krankheit,…)

Da es sich bei einer Rückschulung vornehmlich um Schulungen auf die linke Hand handelt, wird an dieser Stelle auch nur von dieser gesprochen. Wobei, so sei hier kurz erwähnt, keine nennenswerten Unterschiede auftraten, wenn es sich in einem der seltenen Fälle um die Rückschulung auf die rechte Hand handelt.

Die Reihenfolge der oben genannten Punkte graduiert nicht. Desweiteren beinhaltet sie keine Wertung auf die Erfolgschancen einer Rückschulung.³

Die täglichen Schreibanforderungen können ausschlaggebend für den Erfolg bzw. den Misserfolg sein genauso wie der gewählte Zeitpunkt für die Rückschulung z.B. während eines ruhigen Lebensabschnittes oder einer Krisensituation. Laut dem heutigen Wissen über Rückschulungen erscheint eine verbindliche Wertung bei der Skalierung der Punkte, die bei einer Rückschulung ausschlaggebend sind, noch nicht möglich.

Trotzdem sollte man feststellen, dass alle diese Punkte bei den Überlegungen über Sinn und Zweck einer Rückschulung der Händigkeit bei den jeweiligen Betroffenen gestellt werden müssen. Ihre Beantwortung ist maßgeblich für die endgültige Entscheidung ob eine Rückschulung sinnvoll ist oder der Betroffene besser mit seiner umgeschulten Händigkeit leben sollte.

In unserer Umfrage antwortete auf die Frage „Haben sie schon einmal an einer Rückschulung teilgenommen?“ Niemand mit „Ja“. Daraus kann man schließen, dass die Strapazen, die man seinen Gehirn durch eine erneute Umstellung der Händigkeit für viele umgeschulte Linkshänder zu hoch sind, da sie haben sich bereits an das Leben mit der „anderen“ Hand gewöhnt haben.

² vgl. Sattler, „Der umgeschulte Linkshänder…“, S.147
³ vgl. Weber, S.56
vgl. Sattler, „Der umgeschulte Linkshänder…“, S.148