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6 Fazit – (11/2011)

Während der einjährigen Beschäftigung an unserer Seminarfacharbeit haben wir festgestellt, wie komplex das Thema der Linkshändigkeit ist. Das Ziel unserer Arbeit war es, herauszufinden, wie es sich als Linkshänder in unserer Gesellschaft lebt, da wir als Rechtshänder keinerlei Vorstellungen darüber hatten. Unser Thema gliederten wir in 4 Aspekte, jeder von uns bearbeitete davon einen. Mit Hilfe zahlreicher Bücher und dem Internet verschafften wir uns anfänglich einen Überblick über die Händigkeit des Menschen.

Des Weiteren nahmen wir Kontakt mit einer Linkshandberaterin aus unserer Region auf, die uns viel zum Leben als Linkshänder berichten konnte. Wir nahmen an einem Händigkeitsbestimmungstest nach Frau Dr. Barbara Sattler teil, der mit einem überraschenden Ergebnis endete.

Zwei von uns vier geglaubten Rechtshändern waren früher einmal Linkshänder, die unbewusst umgeschult wurden. Daraufhin wurde die Problematik der Linkhändigkeit immer aufregender, weswegen wir eine Linkshänderin interviewten. Außerdem nahmen wir Kontakt zu einem Schreibwarenladen auf, um die wirtschaftliche Situation zu erforschen.

Ziemlich am Ende unserer einjährigen Arbeit führten wir eine breitgefächerte Umfrage durch. Wir befragten Schüler und Lehrer des Berufsbildungszentrums und des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums in Schmalkalden sowie der Regelschule in Breitungen.

Personen verschiedener Arbeitsbereiche unter anderen im Militär, Steuerkanzleien und mittelständischer Unternehmen im Raum Schmalkalden, als auch Freunde, Bekannte und Familie. Nach all diesen Unternehmungen fanden wir auf eine Vielzahl unserer Fragen, die wir uns im Laufe der Bearbeitungszeit stellten, Antworten.

Im Großen und Ganzen ist uns aufgefallen, dass sich Linkshänder in unserer heutigen Gesellschaft kaum benachteiligt fühlen und dies, wenn es der Fall ist, ungern zugeben. In unserer Umfrage antworteten auf die Frage „Haben Sie sich schon einmal ausgegrenzt oder benachteiligt aufgrund Ihrer Linkshändigkeit gefühlt?“, 3 von 36 Linkshändern mit „ja“, was mit 8% ein relativ geringer prozentualer Wert ist (siehe Abbildung 28, Seite 63).

Als bemerkenswert stellte sich heraus, dass in den letzten 50 Jahren die Forschung schon einiges über die Händigkeit des Menschen klären konnte, leider gibt es jedoch auch noch ungelöste Sachverhalte und Uneinigkeiten zwischen den Wissenschaftlern. Hierbei sind die genaue Ausprägung der Vererbung (des Phänotyps) und die daraus zu erschließende exakte Verteilung der Linkshänder in der Bevölkerung zu nennen, als auch die Einteilung der Linkshänder in unterschiedliche Typen.

Legenden und Mythen über die Linkshändigkeit aus vergangenen Jahrhunderten basieren meist auf fehlenden Informationen, wertlosen Behauptungen oder unkorrekten Forschungen. Zudem spielen hierbei der Aberglaube, die Religion und die Kultur der Menschen sowie die Aufwertung der rechten Hand eine bedeutungsvolle Rolle.

Wir stellten fest, dass sich Linkshänder so gut es geht in die Gesellschaft eingliedern, um nicht als Außenseiter zu gelten. An Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten haben sie sich gewöhnt, weil sie nicht anders sein wollen als Rechtshänder, die als „Normalhänder“ angesehen werden. Es scheint ihnen nicht bekannt zu sein, mit welchen zusätzlichen Bemühungen und Benachteiligungen sie ihr Leben belasten.

Linkshänderwaren gibt es unseren Recherchen nach ausreichend auf dem Markt, fast alle Artikel für Rechtshänder gibt es heutzutage auch für Linkshänder. Doch gerade einmal 42% der befragten Linkshänder benutzen spezielle Linkshänderprodukte (siehe Abbildung 29, Seite 63).

Sowohl in unserer Umfrage, als auch Linkshandberaterin Frau Presch stellten wir die Frage: „Was sollte noch erfunden werden, damit sich Ihr Leben als Linkshänder vereinfacht?“. Ein Großteil der Befragten machte keine Angaben, der Rest beantwortete die Frage mit dem Wort: „nichts“ und vereinzelt wurden dann Artikel, wie die Linkshändertastatur, die Brotschneidemaschine oder Werkzeuge und Küchengeräte für Linkshänder genannt, was es jedoch alles bereits käuflich zu erwerben gibt (siehe Abbildung 30, Seite 64).

Frau Presch meinte: „Alles, was es früher nur für Rechtshänder gab, ist heute zum Teil für die Linkshänder auf dem Markt.“ (siehe Anhang 3, Frage 8).
Sogar händigkeitsneutrale Gebrauchsgüter kann man in der heutigen Zeit erwerben, zum Beispiel Spielzeugartikel die so konstruiert sind, das man sie sowohl mit links als auch mit rechts bedienen kann.

Jedoch wäre es für die Zukunft besser, noch mehr solcher seitenneutralen Erzeugnisse herzustellen, um Kleinkinder bei ihrer Händigkeitsausbildung nicht zu beeinträchtigen. Gerade hierbei ist uns aufgefallen, dass viele der von uns Befragten über ihre Händigkeit gar nicht eindeutig Bescheid wussten.

Einige gaben an, mit links zu schreiben, jedoch alles andere mit rechts zu machen oder umgekehrt. Dies sind Folgen einer früheren Umschulung im Kindesalter, mit denen Betroffene zurechtkommen müssen. Heute gilt dieser unblutige Eingriff ins Gehirn als veraltet und verpönt, da das Agieren mit der linken Hand immer mehr an Akzeptanz gewinnt.

Es können durch geschulte Fachkräfte optimale Händigkeitstest durchgeführt werden, diese müssen jedoch bezahlt werden und die anfallenden Kosten werden von den Krankenkassen leider nicht übernommen.

Auch auf die Frage, ob es Probleme im Alltag gibt, antworteten nur 22% mit „ja“ (siehe Abbildung 31, Seite 64). Linkshänder, die Erschwernisse haben, gaben an, beim Dosenöffnen, Kartoffelschälen oder beim Schneiden Schwierigkeiten zu haben.

Doch diese Antworten waren unbegreiflich für uns, da es Dosenöffner, Sparschäler sowie Scheren für Linkshänder auf dem Markt gibt. Würden die Marketingmaßnahmen für solche Produkte intensiviert, könnten nicht nur Linkshänder, sondern auch die Wirtschaft davon profitieren.

„…wir müssen lernen, die ,Andersartigkeit ́ eines bestimmten Anteils der Bevölkerung zu akzeptieren, und entsprechende Unterstützung und Förderung gewähren.“¹

¹ Meyer, S.114