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5.2.1 Die Linkshänderschere – (11/2011)

„Die Schere für Linkshänder ist das Spiegelbild der Schere für Rechtshänder“¹
Wegen des Fehlens einer tadellos schneidenden Linkshänderschere (siehe Abbildung 21, Seite 59) in der Kindertagesstätte oder zu Hause bringen sich linkshändige Kinder vereinzelt das Schneiden mit der linken Hand und einer Rechtshänderschere solange bei, bis sie es auf irgendeine Art beherrschen.

Gehäuft verdrehen die Kinder ein wenig die Hand, fassen das Blatt und die Schere auf der rechten Körperseite oder kippen das Haupt zur Seite und halten das Papier am oberen Rand fest.

Nach ergonomischen Maßstäben ist eine Schere ein klassisches unsymmetrisches Objekt, das nicht für beide Hände ebenso effizient brauchbar ist. Beidhänderscheren existieren auf gar keinen Fall. Die irrtümlicherweise ab und zu in der Geschäftswelt angebotenen Scheren sind ausgezeichnet schneidende Scheren für Rechtshänder, aber keinesfalls Scheren für den beiderseitigen Handgebrauch.²

Das obere Schneidblatt muss nämlich bei Linkshänderscheren links außen liegen, um zu garantieren, dass man beim Schneidprozess von der innen liegenden Seite auf die Schnittlinie sehen kann.

¹ Weber, S.70
² vgl. Sattler, “Das linkshändige Kind…“, S.12 f.

Bei Erwachsenenscheren sind vielmals die Grifföffnungen so gestaltet, dass der Daumen im oberen Loch diverse Bewegungsfreiheit hat und ein oder mehrere Finger durch das untere passen. Dies unterbindet schmerzvolle Druckpunkte beim Schneiden.

Verwendet ein linkshändig veranlagtes Kind beim Schneidenlernen eine Rechtshänderschere und probiert, exakt auf einer Geraden zu schneiden, bekommt es das bei einer angenehmen Körperhaltung nicht hin. Erst wenn es die linke Hand nach innen verrenkt oder die Schere rechts vom Körpermittelpunkt festhält, wird die Einschnittlinie offensichtlich.

Nachteilig ist auch, dass das linke Stück des abgetrennten Blattes über die schneidende Hand nach oben geschoben wird und nicht zwanglos nach unten fällt. Zudem verkantet sich die Schere beim Verwenden von dicken oder festen Werkstoffen und klemmt sie nur ein, anstelle zu durchschneiden. Ein Rechtshänder kann dies unkompliziert nacherleben, wenn er probiert, harten Karton oder Stoff mit der linken Hand und einer Rechtshänderschere zu durchtrennen.

Hat dagegen ein erwachsener Linkshänder von klein auf mit enormen Bemühungen gelernt, linkshändig mit einer Schere für Rechtshänder zu schneiden, kommt er mit der normalerweise besser passenden Schere für Linkshänder meistens nicht klar. Schlecht lässt sich die komplizierte und unergonomische Stellung, die er beim Zerschneiden zwangsläufig beansprucht, korrigieren.

Darüber hinaus muss zur korrekten Wahl der Schere auch die Schneiderichtung in Betracht gezogen werden. Beispielsweise beginnt das linkshändige Kind beim Herausschneiden von Formen und Figuren keinesfalls auf der rechten, jedoch prinzipiell auf der linken Seite der Zeichnung. Beim Schneidenlernen probieren sich die Kleinen an Figuren, die aus Schraubenlinien bestehen. Solche Bilder müssen für Linkshänder von innen nach außen beleuchtet, entgegen dem Uhrzeigersinn gefertigt werden.

Abschließend ist zu sagen, wenn ein Kind, bei dem eine Linkshändigkeit vorliegt, die ersten Schritte macht, die Handhabung der Schere zu erlernen, sollte diesem schon eine Linkshänderschere zugänglich sein, um es vor fortwährenden Problemen zu bewahren. Schreibwarenhändler haben in ihrem Warenangebot für gewöhnlich runde und spitze Bastelscheren für die Kleinen, gelegentlich auch Haushaltsscheren. Sucht man Spezialscheren, sind diese oft nur über den Versandhandel zu bekommen.³

³ vgl. Weber, S.70 ff.