Pages Menu
Categories Menu

2.2.3 Besonderheiten – (10/2010)

Bemerkenswert ist, dass sich das Verhältnis von Links- und Rechtshändern in der Menschheitsgeschichte nicht signifikant verändert hat, sondern seit jeher etwa zehn Prozent Linkshänder einer großen Mehrheit von 90 Prozent Rechtshändern gegenüberstehen (vgl. [12], S. 102). Wäre Linkshändigkeit ein Makel, wäre sie gemäß Darwins Theorie der natürlichen Selektion in einer rechtsorientierten Welt im Laufe der Jahrtausende ausradiert worden oder würde zumindest auf dem Rückzug sein.

Da dies aber nicht der Fall ist, kann sie nicht nur negative Folgen für die Betroffenen haben, sondern muss auch Vorteile mit sich bringen. Daraus ergibt sich folgende These: Linkshändigkeit ist kein Fehler der Natur, sondern vielmehr ein Beitrag zur Erhöhung der natürlichen Variabilität.

Eine weitere Besonderheit bei der Verteilung der Händigkeit ist, dass Linkshändigkeit bei Männern statistisch gesehen etwas häufiger vorkommt als bei Frauen (vgl. [11], S. 164). Exemplarisch dafür ist unsere Umfrage, bei der sich 15 Prozent der befragten Männer, aber nur neun Prozent der Frauen als Linkshänder bezeichneten (vgl. Abb. 7 und Abb. 8).

Eine mögliche Ursache für diesen überraschenden Umstand liefert die Hormon-Testosteron- Theorie von Norman Geschwind, auf die ich in Kapitel 2.3.2 noch näher eingehen werde. Des Weiteren gilt es als bewiesen, dass Linkshändigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt (vgl. [5], S. 95f.).

Es wurde versucht, diese unleugbare Tatsache mit der früher gängigen Praxis der gewaltsamen Umschulung zu erklären (vgl. 3.2.2), doch die prozentuale Abnahme der Linkshändigkeit ist einfach zu deutlich, um die Umerziehung als alleinige Ursache heranzuziehen. Somit bleibt die Reduzierung der Linkshändigkeit im Alter eines der vielen ungelösten Rätsel dieses Wissenschaftszweigs.