3.3.1 Primärfolgen der Umschulung – (10/2010)
Zwei der am häufigsten bei umgeschulten Linkshändern auftretenden Probleme sind Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Dies bereitet vor allem Schülern Schwierigkeiten, da es ihnen schwerfällt, Lernstoffe aufzunehmen und zu behalten (vgl. [9], S. 56]. Viele umgeschulte Linkshänder „brauchen länger, bis sie etwas gelernt haben, vergessen viele Einzelheiten schnell wieder und bringen häufig ähnlich klingende Wörter durcheinander“ ([9], S. 56).
Auch die Konzentrationsfähigkeit von umgeschulten Linkshändern ist wesentlich kürzer, als die von Menschen, welche nicht umgeschult wurden. Ein weiteres Problem, das als Folge der Umschulung der Händigkeit auftreten kann, ist eine Lese-Rechtschreibschwäche.
Besonders auffällig ist hierbei, dass umgeschulte Linkshänder häufig Zahlen und Buchstaben vertauschen und oftmals ungenau lesen (vgl. [9], S. 66). Auch das „Erfinden von Text, der gar nicht in dem jeweiligen Buch geschrieben steht“ ([9], S. 67) ist keine Seltenheit. Als Folge einer Umschulung der Händigkeit kann sogar zeitweises Stottern auftreten, was jedoch nach einiger Zeit wieder nachlässt.
In einigen Fällen kann diese Sprachstörung auch mit Bettnässen verbunden sein (vgl. [9], S. 78). Des Weiteren machen sich bei umgeschulten Linkshändern häufig feinmotorische Störungen beim Schreiben bemerkbar. Auch wir stellten bei der Auswertung unseres Selbstexperimentes fest, dass wir anfangs enorme Schwierigkeiten beim Schreiben mit der nicht- dominanten Hand hatten.
Wir schrieben ein von uns gewähltes Gedicht im Abstand von jeweils einer Woche und stoppten dabei die Zeit. Es erforderte ein Höchstmaß an Konzentration mit der für uns ungewohnten Hand zu schreiben.
Zwar stellten sich nach und nach Verbesserungen ein, jedoch kommt das Ergebnis nicht an die Schriftprobe heran, welche wir mit unserer dominanten Hand geschrieben haben. Es ließ sich aber feststellen, dass wir immer weniger Zeit zum Schreiben des Textes benötigten (vgl. Abb. 12). Im Anhang wählten wir Pauls gestoppte Zeiten für ein Diagramm aus.
Für die erste Schriftprobe benötigte er 6:09 Minuten, für die letzte nur noch 2:51 Minuten. Doch bereits nach wenigen Monaten stagnierte die Leistung, es waren nur noch minimale Verbesserungen der Zeit und des Schriftbildes zu bemerken. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass durch regelmäßiges Training der schwachen Hand deren Funktionstüchtigkeit bis zu einem gewissen Punkt verbessert werden kann, der aber immer noch deutlich unter dem Niveau der eigentlichen dominanten Hand liegt.