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3 Zusammenhang zwischen Hirn- und Handdominanz – (10/2014)

Grundsätzlich kann man sagen, dass der Aufbau des Gehirns von Links- und Rechtshändern ähnlich ist. Der ausschlaggebende Unterschied liegt bei den ungefähr faustgroßen Hirnhäften (Hemisphären): Entweder ist die rechte oder die linke Hirnhälfte „überlegen“, sprich dominierend und somit aktiver. Daraus ergeben sich Begriffe wie „rechts (links-) hirnig“, „rechts (links-) hirnstark“ oder „rechts- (links-) hemisphärisch“. Die Hemisphären beim Menschen sind kontralateral organisiert – die Körpersteuerung geschieht über Kreuz (Abb. 3).

Die rechte Gehirnhälfte ist für die komplette linke Körperseite zuständig, so steuert sie beispielsweise die linke Hand, den linken Fuß und das linke Ohr. Entsprechend steuert die linke Gehirnhälfte alles rechts (vgl. Steinkopf 2010, S. 13 und Sattler 2000, S. 104). Periphere Reize auf der einen Körperseite werden vorwiegend von der gegenüberliegenden Hirnhälfte verarbeitet und auch die efferenten (zur Peripherie führenden) Impulse an die Muskeln werden von der gegenseitigen Hemisphäre ausgesendet (vgl. Sattler 2000, S. 104).

Die Kreuzung (decussatio) geschieht im Regelfall im oberen Rückenmark (medulla oblongata).
Lateralisation ist die Spezialisierung einer Hemisphäre auf bestimmte Funktionen.

Laut Sattler (vgl. Sattler 2000, S. 106) betreffe diese Aufteilung der verschiedenen Funktionen im Gehirn praktisch alle Tätigkeitsbereiche: die Rezeption (Aufnahme), die Verarbeitung und die Reaktion hinsichtlich der emotionalen wie kognitiven Bereiche und auch die Geschicklichkeit, das manuelle Reaktionsvermögen und das Abrufen der gespeicherten Inhalte.

Konkret ist die linke Hemisphäre auf folgende Dinge spezialisiert: analytisches, logisch-sprachliches und lineares (aufeinanderfolgendes) Denken, Zeit, grammatikalisches Verständnis, sprachliche Sinnerfassung der Worte, Wortschatz (insbesondere abstrakte Begriffe), Intellekt und Optimismus.

Die rechte Hirnhälfte ist dagegen für jene Bereiche zuständig: synthetisches, ganzheitliches Denken (beziehungsreich und gleichzeitig), Raum und Perspektive, körperliche Vorstellung im Raum sowie räumliche Orientierung, bildhafte Vorstellung; Erkennen von Gesichtern, Melodiegedächtnis, Erkennen von Tonhöhe und -fall in der Stimme; Gefühlsverständnis; Ausdrucksverständnis; sprachfreie, soziale Wahrnehmung, Intuition und Pessimismus (vgl. Sattler 2000, S. 115).

Damit kann das weit verbreitete Phänomen, welches besagt, dass unter Orchestermusikern, Architekten, Schauspielern und Malern besonders viele Linkshänder zu finden sind, begründet werden; bei Linkshändern dominiert die rechte Hirnhälfte, in der die Zentren für kreativere Prozesse lokalisiert sind (http://www.pm- magazin.de/r/gute-frage/sind-linksh%C3%A4nder-besser 28.07.2014).

Bei der Lateralisation gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen Frauen und Männern. „Meistens soll die männliche Gruppe eine in speziellen Funktionen ausgeprägtere Lateralisation zeigen als die weibliche“ (Sattler 2000, S. 119). Dies ist zum Beispiel bei der verbalen Funktion in der linken Gehirnhälfte und bei der räumlichen Wahrnehmung in der rechten der Fall.

Männer nutzen für die synthetische und sehräumliche Verarbeitung die rechten hinteren Gehirnregionen, bei Frauen ist auch die linke Hemisphäre an der Wahrnehmungssynthese beteiligt.

Tucker vermutet, dass synthetische und analytische Fähigkeiten bei Männern in getrennten Hemisphären entwickelt werden, bei Frauen eher verschiedene Funktionsarten (zum Beispiel analytisch und synthetisch) in einer Hemisphäre (vgl. Sattler 2000, S. 120).