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2.3.1.4 Feinmotorische Störungen – (10/2003)

Viele umgeschulte Leute kennen das Gefühl, wenn die nicht dominante Hand einfach nicht das macht, was sie selbst möchten. Für viele Menschen ist eine runde und flüssige Schrift ein großes Bedürfnis. Graphologen ziehen aus dem Schriftbild sogar Rückschlüsse auf den Schreiber. Deshalb quälen sich viele Umgeschulte so stark, dass auf dem Mittelfinger der schreibenden Hand schon Schwielen entstehen. Viele experimentieren jahrelang mit Schriftgröße, -art und -neigung herum, erzielen aber trotzdem kein Ergebnis, mit dem sie sich identifizieren können. Viele schämen sich für ihre Handschrift und bezeichnen sie teilweise als „Wesensfremd“.

Graphologen folgern deshalb, dass die Probleme mit der Handschrift nur der sichtbare Bereich aller Probleme sind, unter denen ein umgeschulter Links- oder Rechtshänder leidet. Die Handschrift ist sozusagen ein Spiegelbild der inneren Narben, welche die Umschulung zurück gelassen hat.

Gerade bei Bewegungen die man besonders genau und vorsichtig ausführen möchte bekommt man starke Koordinationsprobleme. Das Ergebnis wirkt dann ungeschickt und entspricht überhaupt nicht den eigenen Erwartungen. Auch ist es immer genau der Umgeschulte, der etwas umstößt. Unter Stress und Erschöpfung erfolgt meist der totale Zusammenbruch. Es kommt zu unkoordinierten Bewegungen und nichts klappt mehr.

Es zeigen sich aber auch hier wieder das unglaublich starke Durchhaltevermögen und der große Wille der umgeschulten Linkshänder. Sie haben sich meist selbst so unter Kontrolle, dass sie mit Hilfe des größtmöglichen Kraftaufwands und einer besonders starken Konzentra- tion ihre feinmotorischen Unsicherheiten fast komplett unter Kontrolle bekommen. Dabei haben sie sich bis aufs äußerste unter Kontrolle, wirken jedoch auch übergenau und penibel. Aber auch diese Selbstbeherrschung endet bei großem Stress, nämlich genau dann, wenn die gewohnten Abläufe nicht mehr funktionieren. Die umgeschulten Links- und Rechtshänder reagieren dann sehr empfindlich auf äußere Einflüsse und werden unkonzentriert, was das genaue Gegenteil des eigentlichen Ziels bewirkt.

Im Alltag kann man die kleinen feinmotorischen Probleme meist noch einfach bewältigen. In Situationen mit besonderem Leistungsdruck, zum Beispiel einer Prüfung kann es aber sogar

zu einem Schreibkrampf kommen. Auch bei einer musikalischen Darbietung kann es zu völlig unerwarteten Störungen kommen, die nichts mit dem Schwierigkeitsgrad des Musikstückes zu tun haben. Teilweise treten sie nur als leichte Verzögerung beim Spielen des Taktes auf, aber auch das Auslassen von einzelnen Tönen kann vorkommen. Übrigens spielt das Instrument bei diesen Störungen keine Rolle, es ist egal ob man die Tasten eines Klaviers drücken muss oder an den Seiten einer Gitarre zupft.